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Arbeitgeber brechen völlig unvermittelt Gespräche ab

Foto: ndefender, depositphotos.com

Im September 2021 hatte der Arbeitgeberverband (AGV) private Banken ein völlig unzureichendes Angebot auf den Tisch gelegt, woraufhin die ver.di-Tarifkommission empört den Verhandlungstisch verlassen hat. Danach herrschte monatelang Funkstille zwischen den Tarifparteien.

Im Dezember zeigte der AGV dann Gesprächsbereitschaft und signalisierte auch, dass man wieder miteinander auf Augenhöhe reden sollte. So kam es am 17. Januar 2022 zur vierten Verhandlungsrunde, die coronabedingt leider nur digital stattfand.

Im Geiste der neuen Verständigung hat ver.di ein neues, gekürztes und überarbeitetes Angebot unterbreitet, um dem Abschlusswillen Nachdruck zu verleihen.

Es gab von Arbeitgeberseite kein neues Angebot und keine Verhandlungsbereitschaft. Das bedeutet, dass der AGV private Banken überhaupt keinen Abschluss wollte, egal was er auch sagt. 

Jan Duscheck, ver.di-Verhandlungsführer

Unser neues Angebot:

  • Steuerfreie Corona-Prämie im Februar 2022 (unabhängig vom Arbeitszeitfaktor):
    • 1.500 Euro für regulär Beschäftigte
    • 600 Euro für Nachwuchskräfte
  • Erhöhung der Gehälter:
    • 3,5 Prozent rückwirkend zum 1. Januar 2022, für Nachwuchskräfte 75 Euro pro Monat
    • 2,5 Prozent zum 1. Januar 2023, für Nachwuchskräfte weitere 75 Euro pro Monat
  • Alle Beschäftigten und Nachwuchskräfte erhalten zwei zusätzliche freie Tage pro Jahr.
  • Die Laufzeit der Entgelteinigung beträgt 24 Monate (bis zum 30. Juni 2023). Das Tarifergebnis gilt auch für übertariflich Beschäftigte.
  • Unsere Verhandlungsbereitschaft zu allen offenen Themen (z. B. Nachwuchskräftetarifvertrag und mobile Arbeit) haben wir bekräftigt.

Das Ergebnis: keine Antwort, nur leere Worthülsen. Der AGV private Banken hat sich weder mit unserem Vorschlag inhaltlich befasst noch hat er selbst ein eigenes nachgebessertes Angebot vorgelegt.

Damit steht auch weiterhin dieses Angebot im Raum:

  • neun Nullmonate
  • 1,2 Prozent ab April 2022
  • 1,0 Prozent ab April 2023
  • 1,0 Prozent ab April 2024

Bei einer 36-monatigen Laufzeit würde dies in Summe einen Reallohnverlust von über fünf Prozent bedeuten. Mehr sind wir der Arbeitgeberseite also nicht wert. Und ihr Nachdenken über Monate hat rein gar nichts geändert!

Schlimmer noch! Sabine Schmittroth, AGV-Verhandlungsführerin, ließ uns wissen: „Ihnen ist ja sicher klar, dass jede Ausweitung unseres Angebots den Personalabbau in den Instituten weiter verschärft!“

Unsere Arbeitgeber sprechen immer von ihrer Wertschätzung für die Nachwuchskräfte. Ihr Handeln zeigt leider eine völlig andere Haltung – nämlich die Herabsetzung unserer Sorgen und Wünsche.

Anne Kreuel, Mitglied Jugendtarifkommission, Commerzbank AG

Statt nach fast sieben Monaten in ernsthafte Verhandlungen einzusteigen, nur die übliche Polemik. Denn mit einem Lohnverzicht werden wir keine Arbeitsplätze retten! Die Unternehmen trennen sich von den Leuten, die sie für entbehrlich halten (obwohl sie es oft genug nicht sind) und verschlechtern die Arbeits- und Einkommensbedingungen für alle, die bleiben.

So geht man nicht mit den eigenen Beschäftigten und mit Tarifpartnern um! So führt man keine seriösen Verhandlungen! Der heutige Tag hat eine klare Botschaft: Friss oder stirb, nimm es oder lass es!

Darauf haben wir eine klare Antwort: Nur mit Streiks, Aktionen und einer eindeutigen Ansage der Beschätigten können wir zeigen, dass uns unsere Ziele wichtig sind! Nur mit einem wertschätzenden Angebot lässt sich diese Tarifrunde abschließen!

Jetzt geht es um alles: Die Zukunft des Branchen- und des Flächentarifvertrags für das private Bankgewerbe steht auf dem Spiel! Wer jetzt lieber abwarten will, wartet auch in Berlin-Tegel auf das nächste Flugzeug, um in den Urlaub zu fliegen.

Wir wollen uns ja bewegen. Wir wollen ja verhandeln. Uns fehlt nur leider ein konstruktives Gegenüber! 

Andrea Hartmann, Mitglied der Verhandlungskommission, Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, Schwäbisch Hall

Diese Tarifrunde wird nicht am Verhandlungstisch entschieden! Jetzt müssen wir durch gemeinsames Engagement zeigen, dass viele Beschäftigte hinter den Forderungen der ver.di-Tarifkommission stehen und bereit sind, sich dafür einzusetzen.

Informieren Sie sich bei Ihrer ver.di vor Ort, ob und wann in Ihrem Institut Arbeitskämpfe stattfinden! Stärken Sie unsere Position, indem Sie sich an den kommenden Aktionen und Warnstreiks beteiligen!

Unsere Forderungen und diese Tarifinfo zur Tarifrunde finden Sie im Material-Bereich.

Stärken Sie uns den Rücken und organisieren Sie sich mit vielen anderen tausenden Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Gewerkschaft ver.di!


4 Antworten zu “Arbeitgeber brechen völlig unvermittelt Gespräche ab”

  1. Glückwunsch! Was erwartet eine Gewerkschaft die selbst vor 4 Monaten die Gespräche nach einer Stunde hat platzen lassen??? Es wird nicht mehr geben als 3,5 – 4 % auf 30 – 36 Monaten und vielleicht noch ein bisschen Coronabonus oben drauf. Und ja, es wird einen Reallohnverlust vergeben. Und ja, es werden sich in dieser Branche nicht mehr als die üblichen Verdächtigen bei Steiks beteiligen (Betriebsräte, Gewerkschafter und eine handvoll „Revolutzer“). Und ja, es gibt immer noch genügend Mitarbeiter, die schon längst abgeschlossen haben und auf Vorruhestandsvereinbarungen und Abfindungen warten. Also beendet die Hängepartie, streitet Euch noch um 2 oder 3 Monate und 0,5 % aber mehr ist nicht drin. Das ist die Realität – leider! P. S. Ich würde das Angebot des VÖB sofort annehmen und es mir auch für die Privatbanken sofort wünschen!

    • Mit so einer Einstellung wie Du sie hast kann man auch keine Erfolge erzielen. Ich danke allen Kollegen die sich am Streik beteiligt haben und noch beteiligen werden.
      Hier nachzugeben heißt viel mehr aufzugeben als nur Geld.

    • @Namenvetter: Auf welcher Seite bist du? Bei den öffentlichen Banken kommentierst du auch!? Manchmal ist es besser, einfach ruhig zu sein. 3,x Prozent auf drei Jahre. Das ist unverschämt. Im öffentlichen Dienst verdient man mittlerweile mehr als bei Banken. Der durchschnittliche Mensch jedenfalls. Wenn die Banken nicht zahlen, hauen die Leute ab oder fangen dort erst gar nicht an. Niemand arbeitet aus reiner Leidenschaft für eine Bank. Ich packe auch bald meine Taschen, wenn das so weitergeht. Ja, die Finanzkrise hat neue Herausforderungen geschaffen. Aber solange Vorstände weiter Boni kassieren, will ich auch eine Wertschätzung für meine Leistungen erfahren.

    • Mmh. Da scheint ja einer das Streikrecht zu kennen. Wer nicht organisiert ist, darf nicht streiken.
      Ich bin ja schon lange der Meinung, dass erkämpfte Abschlüsse nur für Mitglieder der Gewerkschaften gelten sollte. Die Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit durch das Ministerium sollte entfallen. Dann erst werden auch die Arbeitnehmer wieder den eigentlichen Wert einer Gewerkschaft zu schätzen wissen.