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Die Hälfte muss reichen, oder?

Streikversammlung zur 2. Verhandlungsrunde bei den Versicherungen

Foto: Ina Niemerg

Der Arbeitgeberverband macht ein „sehr, sehr gutes“ Angebot

Schon früh in der Verhandlung hat der Arbeitgeberverband (AGV) ein erstes Angebot unterbreitet. Bei einer Laufzeit von 23 Monaten wurden Einmalzahlungen von jeweils 400 Euro zum 1. April 2022 und 1. April 2023 angeboten. Die von der ver.di-Tarifkommission geforderte lineare Gehaltserhöhung von fünf Prozent wurde halbiert – die Arbeitgeber haben 2,5 Prozent zum 1. November 2022 angeboten.

Dieses Angebot haben wir angesichts der hohen Inflationsrate und der guten Geschäftsergebnisse als deutlich zu niedrig zurückgewiesen. Die Flexibilität der Beschäftigten während der Pandemie wurde darin gar nicht berücksichtigt. Dagegen kommentierten die Arbeitgeber dies als ein „sehr, sehr gutes“ Angebot.

Ein Angebot zur Erhöhung der Ausbildungsvergütung gab es leider nicht. Immerhin kündigten die Arbeitgeber auf Nachfrage ein Angebot zur Erhöhung der Ausbildungsvergütung in der dritten Verhandlungsrunde an.

Aus Sicht der Arbeitgeber „bedeutet das Angebot für die Beschäftigten nicht das Ende der Welt“.

Keine Gesprächsbereitschaft zum Manteltarifvertrag
Zu unseren Manteltarifvertragsforderungen war der AGV nicht gesprächsbereit.

  • Rechtsanspruch auf Homeoffice / mobiles Arbeiten
    Die Arbeitgeber warten lieber auf die Entscheidung der Politik. Sie sehen daher keine Notwendigkeit, mit uns hier etwas tarifvertraglich zu regeln.
  • Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte
    Der AGV wartet hierzu auf eine Entscheidung der Gerichte. Er sieht keine Möglichkeit, über das Thema zu reden.
  • Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit
    Auch hier wollen uns die Arbeitgeber nicht entgegenkommen. Denn aus ihrer Sicht besteht gar kein Bedarf bei den Beschäftigten.

Sieht so eine attraktive und moderne Branche für Beschäftigte aus?
Gesprächsbereitschaft zeigte die Arbeitgeberseite bei den Fragen zur Verlängerung der Übernahmeerklärung für die Auszubildenden und zur Weiterentwicklung des Qualifizierungstarifvertrages. Konkret wurde sie allerdings nicht.

Dagegen forderte der AGV erzwingbare regelmäßige Samstagsarbeit und die Herausnahme der übertariflich bezahlten Angestellten aus den Arbeitszeitregelungen des Tarifvertrages. Das haben wir deutlich abgelehnt.

Jetzt braucht es klare Zeichen und Botschaften
Um in der dritten Runde, am 1. April 2022 in Düsseldorf, einen Tarifabschluss erzielen zu können, brauchen wir euch alle! Nur mit klaren Zeichen und deutlichen Botschaften haben wir die Chance, die Arbeitgeber zu bewegen.

Macht es den rund 800 Kolleg*innen aus Niedersachsen, Hamburg und dem Provinzial-Konzern nach, die am 23. Februar 2022 erstmalig in einem digitalen Streik und auf der Straße aktiv waren.

Lassen wir uns nicht mit diesem „sehr, sehr guten“ Angebot abspeisen!

Jetzt aktiv werden!
Ohne Druck und ohne Bewegung in den Unternehmen wird es schwer werden, einen guten Tarifabschluss zu erreichen. Jetzt kommt es auf dich an: Mitglied werden und unsere Forderungen aktiv unterstützen! Sprich mit deinen Kolleginnen und Kollegen über dieses Angebot und was ihr euch dagegen unter Wertschätzung vorstellt.

Hier gibt es diese Tarifinfo auch als praktisches PDF zum Herunterladen und Verteilen


13 Antworten zu “Die Hälfte muss reichen, oder?”

  1. Wenn´s denn zumindest die Hälfte wäre. Eure Forderung waren doch 5% bei 12 Monaten Laufzeit. 2,5% bei 23 Monaten Laufzeit und erstmals gezahlt ab November 22 ist dann doch nicht die Hälfte…

  2. Das sind doch nicht die Hälfte, oder täusche ich mich da? Gefordert waren 5% auf ein Jahr. Geboten wurden 2,5% auf zwei Jahre. Das sind doch nur 1/4 auf beide Jahre gesehen

  3. Bei der jetzigen Inflation ist eine Forderung von 5,0 % deutlich zu gering. Letztlich bedeutet jeder Abschluss einen Realverlust.

    • Wenn 80% der Belegschaft das nicht nur fordern, sondern auch durch einen Erzwingungsstreik durchzusetzen bereit wären, kann man sich viel vorstellen.
      Das Geld ist ja da, wenn man sich die Bilanzen ansieht. Es geht nur in andere Taschen…

    • Wenn die AN dann einen Nebenjob annehmen, um Ihre steigenden Kosten zu decken, hat der AG auch nichts davon. AN hat weniger Energie im Hauptjob und evtl. über den Nebenjob einen super tollen neuen AG kennengelernt…

  4. Bitte berücksichtigt ebenso den festangestellten Außendienst. Hier gibt es keine Angleichung oder Erhöhung. Wir kriegen keine Corona Prämie und nichts. Es wird gewünscht das man 150 Prozent gibt. Aber die Erhöhung bleibt aus….

  5. Gute Gewinne dank unserer Tätigkeit, aber nicht mal Inflationsausgleich.
    Reallohnverlust: Ist das die Anerkennung die wir verdienen? NEIN.
    Unser Engagement in Streiks und anderen Aktionen ist gefragt, sonst geht das Geld an die Aktionäre – die kümmern sich nämlich um ihre Belange.
    Solange die meisten Beschäftigten das Ganze passiv aus der Loge betrachten, wird sich daran nichts ändern.

  6. Schade ist, dass die Beschäftigten in den Geschäftsstellen nichts davon haben, im Gegenteil. Wobei das gute Geschäftsergebnis ja nun maßgeblich an der guten Vertriebsarbeit liegt. Das einzige was in den GS erhöht wird sind die Eingangsvoraussetzungen.

  7. Wir sehen aktuell einen massiven Inflationsschub: Gas, Öl, Benzin, Lebensmittel, Brot, Krankenversicherungsbeitrag….. Alles wird teurer. Dieses Jahr wird die Inflation bei über 5% liegen, nächstes Jahr bei ca. 3%. Wenn man das ansetzt und die Arbeitnehmer real noch etwas mehr haben wollen, ist 5% p.a. Gehaltsanstieg eigentlich das Mindeste.

  8. Sogar die Rentner bekommen in diesem Jahr einen kräftigen Aufschlag. Es sei ihnen gegönnt. Aber die steigenden Preise treffen uns genauso. Wichtig ist für mich allerdings auch, dass der Samstag kein Regelarbeitstag wird. Für die IT würde das vermehrt Sonntagsarbeit bedeutet. Ich frage mich dann auch wofür haben die Generationen vor uns für eine 5-Tage Woche und damit verbunden ein freies Wochenende gekämpft?

  9. Vielleicht sollte man sich das Prinzip der Arbeitgeber einfach mal aneignen und demnächst Forderungen von 10% stellen um sich dann auf 5 % einzupendeln? Alles Andere scheint ja bei den Arbeitgebern nicht zu fruchten.

  10. Pingback: Einigung in schwierigen Zeiten - Wir für Tarif