Foto: Peter Himsel
Manteltarifvertrag wurde gesichert, Gehaltssteigerungen für Beschäftigte und Auszubildende
Nach neun Monaten ergebnisloser Verhandlungen und mehreren Monaten Sprachlosigkeit auf Arbeitgeberseite steht nun ein Tarifabschluss mit dem Arbeitgeberverband für das private Bankgewerbe (AGV). Mit Blick auf die Funkstille beim AGV hatten viele Beschäftigte bereits eine Tarifflucht befürchtet – diese Gefahr ist nun vom Tisch! Allerdings ist es auch nicht gelungen, die Tarifverträge weiterzuentwickeln und wichtige Regelungen abzuschließen, beispielsweise zu mobiler Arbeit oder einem eigenen Nachwuchskräftetarifvertrag.
Die Tarifeinigung beinhaltet die Vereinbarung einer Einmalzahlung von 500 Euro (bereits im März eventuell geleistete Einmalzahlungen werden hier angerechnet) mit Inkrafttreten des Tarifvertrages (die Auszahlung wird in den meisten Fällen im Mai erfolgen) sowie einer linearen Gehaltserhöhung von 3,0 Prozent zum 01. August 2022. Im kommenden Jahr gibt es dann zum 01. Januar 2023 weitere 500 Euro Einmalzahlung und weitere 2,0 Prozent Gehaltserhöhung zum 01. August 2023. Der Tarifabschluss hat eine Laufzeit bis 31. Mai 2024.
Auch Auszubildende bekommen mehr Geld (jeweils zum 01.08.22):
- im ersten Ausbildungsjahr plus 115 Euro (von bislang 1.035 auf 1.150 Euro)
- im zweiten Ausbildungsjahr plus 122 Euro (von bislang 1.098 auf 1.220 Euro)
- im dritten Ausbildungsjahr plus 140 Euro (von bislang 1.160 auf 1.300 Euro)
Zusätzlich gibt es auch für Auszubildende eine Einmalzahlung bei Tarifabschluss und eine weitere im Januar 2023, sie beträgt jeweils 100 Euro.
Leider war es uns mit dem AGV private Banken nicht möglich, die notwendige Modernisierung des Tarifwerks voranzutreiben und auch die Rahmenbedingungen zu verbessern. Deshalb gibt es im Tarifvertrag weder eine Vereinbarung zur mobilen Arbeit noch zur notwendigen Entlastung. Lediglich die Regelungen zur Altersteilzeit, die bestehende 31-Stunden-Klausel und die Regelung zu Langzeitkonten konnten in der bisherigen Form verlängert werden. Dies trifft auch auf den Tarifvertrag zur Kurzarbeit zu.
Ohne das Engagement der vielen Aktiven und Streikenden wäre es nicht möglich gewesen, den AGV zurück an den Verhandlungstisch zu bewegen und das bisher schlechte Angebot nachhaltig zu verbessern. Nur zur Erinnerung: Das Arbeitgeberangebot lag bis zuletzt bei 1,3 Prozent für dieses Jahr, 1,0 Prozent für nächstes Jahr und 1,0 Prozent für 2024 – auch die jetzt vereinbarten Einmalzahlungen wären weggefallen.
Eine Erkenntnis bleibt aber auch: Es ist unklar, ob und wie zukünftige Tarifrunden mit dem AGV Banken erfolgreich gestaltet werden können. In anderen Teilbranchen werden moderne und gute Arbeitsbedingungen entwickelt, z. B. im Tarifbereich der öffentlichen Banken mit den Regelungen zur Arbeitszeitverkürzung auf 38 Stunden sowie Vereinbarungen zu mobiler Arbeit und zum Thema Nachhaltigkeit. Im Vergleich dazu gibt es im Lager der privaten Banken derzeit offensichtlich keine Mehrheiten für eine Weiterentwicklung der Tarifverträge.
Wollen wir künftig wieder wertschätzende Ergebnisse erzielen, moderne Rahmenbedingungen durchsetzen und echte Entlastung vereinbaren? Dann brauchen wir mehr Bewegung in den Tarifrunden, mehr Beteiligung und mehr Engagement von den Beschäftigten. Das schmälert nicht den Einsatz derer, die all das gezeigt und sich eingebracht haben! Aber es sollte alle „Zaungäste“ zum Nachdenken animieren, für die Tarifrunden immer noch irgendwie automatisch „passieren“.
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Gehaltstabelle Private Banken
Hier finden Sie die Gehaltstabelle für die kommenden beiden Jahre, aus der Sie Ihre Entgelte ablesen können.
Die Gehaltstabelle private Banken gibt es hier auch als praktisches PDF zum Herunterladen.
Nur leider lesen die Zaungäste das hier nicht. Vielleicht hätte eine Androhung zur Tarifflucht seitens der AG hier endlich mal Bewegung in den Organisationsgrad bei den privaten Banken gebracht.
Warum wurde dieses Angebot so angenommen? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, lieber noch weiter zu verhandeln? Wir haben jetzt einen Reallohnverlust. Was mir komisch vorkommt: Am Freitag war noch ein Streik und wenige Tage später ist eine Einigung erzielt worden. Es kann mir doch keiner sagen, dass das Angebot am Freitag noch nicht auf dem Tisch lag. Ich hoffe, dass Verdi mit dem AVN jetzt sofort ohne Pause in die Verhandlungen für eine Modernisierung geht. Es sind jetzt 2 Jahre Zeit und die sollten sinnvoll genutzt werden. Man könnte auch eine Umfrage bei den Mitarbeitern der privaten Banken machen, was den Kollegen wirklich wichtig ist und dann in der nächsten Runde einen modernen Vertrag abschließen.
Lieber Elmar, wir hätten gerne mehr mit deisem Arbeitgeberverband gemacht, nur leider wollte der das nicht. die Verweigerungshaltung ist weder nachvollziehbar noch sinnvoll, da die öffentlichen Banken vorgemacht haben, wie es richtig geht. Daran sieht man übrigens auch, dass wir als ver.di durchaus willig sind, moderne Rahmenbedingungen zu schaffen. nur braucht man dafür ein konstruktives Gegenüber..
der Abschluss kam übrigens so schnell, weil wir am Donnerstag abends mit dem Verband der öffentlichen Banken abgeschlossen haben, am Freitag mit den Versicherungen und damit selbst dem Arbeitgeberverband der privaten Banken klar wurde, dass er nun kurzfristig aktiv werden muss. leider reichte diese Erkenntnis nur beim Gehalt, nicht bei modernen Arbeitsbedingungen wie denen für das mobile Arbeiten, Entlastung oder modernen Freistellungskriterien
Nur sehr Schade, dass keine Vereinbarung für die AT-Mitarbeiter gefunden wurde. Diese haben durchaus auch gestreikt und sind jetzt leider die Dummen.
wir streben das in jeder Tarifrunde an, aber leider sind wir eben „nur“ für den Tarifbereich durchsetzungsstark. indirekt profitieren ja auch die ATler, weil sich die Einkommensgrenzen der Tarifbeschäftigten nach oben verschieben und die tariflichen Leistungen ja auch den AT-Beschäftigten zustehen. aber es stimmt schon, wir arbeiten intensiv daran, den Tarifbereich auszuweiten, damit mehr Menschen von den Abschlüssen profitieren
Ich finde es auch total erschreckend, wie wenig Mitarbeiter der privaten Banken organisiert sind. Vom Tarifvertrag und den Gehaltsanpassungen will aber jeder profitieren. Meiner Meinung nach eine wenig soziale Einstellung.
Was ist denn das für ein lahmer Abschluss? Dafür habe ich gestreikt? Lächerlich. Da ist ja gar nichts drin, was den Verdi-Mitgliedern in irgendeiner Form wichtig war und was in der vorab vorgenommenen Umfrage gefragt wurde. Gut, außer dem Gehalt. Ich bin enttäuscht und frage mich, ob es bei so einem Ergebnis noch sinnvoll ist, in der Gewerkschaft zu bleiben, die mich monatlich richtig viel Geld kostet.
die Enttäuschung ist verständlich. nur leider an den aus unserer Sicht falschen Empfänger adressiert. was wir vereinbaren können, wenn man uns denn als gleichwertigen Ansprechpartner ernst nimmt, haben wir gerade mit dem Verband der öffentlichen Banken gezeigt. da sind moderne Rahmenbedingungen vereinbart worden. nur leider geht das mit dem Arbeitgeberverband für die privaten Banken nicht. Das liegt einerseits an diesem Verband, das liegt andererseits aber auch daran, dass sich noch zu wenige Menschen an unseren Streiks und Aktionen beteiligen.
unabhängig davon: vielen Dank für die Unterstützung und deine Mitgliedschaft! lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass wir das in der nächsten Runde besser hinbekommen!
Der Abschluss ist mehr als enttäuschend, es erweckt den Anschein, dass schnell schnell der Abschluss her sollte. Da fragt man sich schon, ob hier tatsächlich „verhandelt“ wurde. Schwache Leistung! Wo bleibt denn endlich die Vereinbarung zur entgeltlichen Umwandlung für das Jobrad!?!?!? Gerade in Zeiten von hohen Fahrtkosten ist dieser Schritt mehr als überfällig!!!! Ich kann nicht nachvollziehen, warum hier nichts geschieht!!!
Die Ergebnisse der Tarifrunde sind ungenügend. Bei einer Laufzeit von 29 Monaten (die ersten 8 Monate aus 2022 mitgerechnet) entspricht die Gehaltserhöhung lediglich 2,0% p.a. (Einmalzahlungen jetzt nicht berücksichtigt; die werden an AT MA ja sowieso nicht weitergegeben)
Das ist in Zeiten von 7,0% und mehr Inflationsrate ein trauriges Statement gegenüber den Mitarbeitern. Darüber hinaus gehen wohl viele AT Mitarbeiter für 2022 komplett leer aus (Bspw. in der HVB). Nicht zu vergessen, die vielen gewollten Veränderungen die nicht umgesetzt werden konnten.
Ein sehr trauriger Abschluss finde ich.
Das hat eine Signalwirkung auf den Arbeitsmarkt: Wer besser verdienen möchte und bessere Arbeitsbedingungen bevorzugt, möge mit seinem Talent zu öffentlichen Banken gehen. Ich frage mich, wie die privaten Banken sich so – insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und dem damit einhergehenden War-for-Talents in das eigene Fleisch schneiden können. Tangiert es die Verhandler nicht, weil sie bald in Rente mit betrieblicher Altersvorsorge sind? Liegt es an einem Machtkomplex, „erfolgreicher“ als der andere Arbeitgeberverband verhandelt zu haben? Oder ist es ggf. einfach die reine Inkompetenz in Form von mangelnder Weitsicht?