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Kein Angebot: Arbeitgeber vergeben eine Chance!

Foto: congerdesign, pixabay.com

Am 26. Januar 2022 haben die Verhandlungen zwischen dem Arbeitgeberverband (AGV) und ver.di für den Innendienst im privaten Versicherungsgewerbe begonnen. Trotz der deutlichen Aufforderung der ver.di-Verhandlungskommission haben die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt!

Worum geht es in dieser Tarifrunde?
Die Versicherungsbranche ist bislang hervorragend durch die Pandemie gekommen. Die Umsätze und Erträge entwickeln sich in der Branche weit überdurchschnittlich. Das ist auch den Beschäftigten zu verdanken, die in der Pandemie und auch z. B. bei der Bearbeitung der Schäden durch Naturkatastrophen hohe Belastungen hingenommen haben. Nur so konnte die Branche ihre Geschäftsfähigkeit sichern. Jetzt geht es uns darum, die Beschäftigten angemessen an den hervorragenden Geschäftsergebnissen der Branche zu beteiligen.
Trotzdem haben wir unsere Forderungen mit Augenmaß vorgetragen.

Statt sich zu den ver.di-Forderungen zu äußern, hörten wir nur das übliche Gejammer über die Situation in der Branche. Schließlich müssten Themen wie Digitalisierung, Niedrigzins, Regulatorik oder auch Naturkatastrophen bewältigt werden. Die mit einer Tarifsteigerung um fünf Prozent verbundenen Kosten weist der Arbeitgeberverband als zu hoch zurück – trotz der Rekordumsätze und -erträge in der Branche!

Unsere Forderungen

  • eine Erhöhung der Gehälter um 5,0 Prozent
  • eine zusätzliche Einmalzahlung von 600 Euro
  • zwölf Monate Laufzeit
  • eine Erhöhung der Auszubildendenvergütungen um 60 Euro pro Ausbildungsjahr
  • Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte
  • das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit für die Beschäftigten, die nicht unter die gesetzliche Brückenteilzeit fallen
  • einen Rechtsanspruch auf Homeoffice / mobiles Arbeiten
  • eine Verlängerung der Tarifvereinbarung zur Übernahme der Auszubildenden
  • die Verlängerung und inhaltliche Weiterentwicklung des Tarifvertrags Qualifizierung

Kein Angebot und keine Antworten
Die Arbeitgeber wollten in der ersten Runde kein Angebot vorlegen, trotz einer deutlichen Aufforderung. Es hat kein Signal gegeben, dass die Vorstände die Reallöhne der Beschäftigten sichern bzw. erhöhen wollen. Stattdessen wurde kommentiert: „Es steht kein Geld zum Verteilen zur Verfügung“.

Die Arbeitgeber äußerten sich ebenfalls nicht zur Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 60 Euro bzw. zu unseren anderen Forderungen.

Arbeitgeberforderungen zu Samstagsarbeit und ÜT-Angestellten
Was die Arbeitgeber aber wollen, haben sie mit eigenen Forderungen unterstrichen: eine weitere Flexibilisierung des Tarifvertrages durch die Möglichkeit, die Samstagsarbeit auch gegen den Willen der Beschäftigten und ihrer Betriebsräte einzuführen sowie eine Herausnahme der ÜT-Angestellten aus den tariflichen Arbeitszeitregelungen.

Am 23. Februar 2022 werden die Verhandlungen fortgesetzt.

Zusatzinfo: Tarifvertrag Kurzarbeit und Übernahme Auszubildende!
Beide Parteien haben pandemiebedingt den Tarifvertrag Kurzarbeit bis zum 31. März 2023 verlängert. Außerdem wurde auch die Vereinbarung zur Übernahme der Auszubildenden vorerst bis zum 30. Juni 2022 verlängert, um die Fortführung der Vereinbarung in Ruhe weiterverhandeln zu können. Damit ist die Übernahme bis zu diesem Termin gesichert.

Jetzt aktiv werden!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ohne Druck und ohne Bewegung in den Unternehmen wird es schwer werden, einen guten Tarifabschluss zu erreichen. Jetzt kommt es auf Sie an: Werden Sie Mitglied, unterstützen Sie aktiv die ver.di-Forderungen und sprechen Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen über das Verhalten der Arbeitgeber!

Stärken Sie uns den Rücken und organisieren Sie sich mit den vielen tausenden Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Gewerkschaft ver.di!

Diese Tarifinfo gibt es hier auch als praktisches pdf zum Herunterladen und Verteilen


9 Antworten zu “Kein Angebot: Arbeitgeber vergeben eine Chance!”

  1. Es steht kein Geld zum verteilen zur Verfügung aber trotzdem ist jedes Jahr die Bilanz der Versicherer besser. Von Rekord zu Rekord aber den Arbeitnehmern etwas abzugeben geht natürlich nicht die diese Bilanz ermöglicht haben. So werden Fachkräfte sich direkt woanders umsehen und der harte Kampf um IT Kräfte wird verloren werden und somit auch das Thema Digitalisierung was ja so von den Vorständen getrieben werden will aber eben nicht bezahlt.

    • Wir gehen davon aus, dass die Vereinbarung zur Altersteilzeit, wie in den vergangenen Tarifrunden verlängert wird.

  2. Also komischerweise haben wir im Coronajahr bessere Geschäftszahlen trotz negativer Bestandsentwicklung im LV und KV-Voll Bereich. Kosten scheinen erheblich niedriger gewesen zu sein. Wird vermutlich in anderen Gesellschaften ähnlich sein.

    Trotzdem höre ich Jahr für Jahr die gleichen „Durchhalteparolen“:
    Wir müssen Kosten sparen, effizienter werden, enormer Kostendruck, Fachkräftemangel …
    Fahren aber immer bessere Geschäftsergebnisse ein als im Vorjahr …

    Und dann: es ist kein Geld zum verteilen da … passt irgenwie nicht ganz ins Bild …

  3. Ich finde es ebenfalls traurig, Überstunden die man macht, Wochenenden die man arbeitet. Dann die tolle unpersönliche Lobesmail wo für den herausragenden Einsatz der Mitarbeiter gedankt wird. Und dann hier, wenn es einfach nur darum geht das man im nächsten Jahr nicht weniger für das Essen auf dem Tisch, die Kinder und letztlich auch für den Abschluss von Versicherungen hat, Fehlanzeige. Da will man von der guten Leistung nichts mehr wissen. Es klingt so, als würden sich die Angestellten widerrechtlich bereichern, dabei geht es nur um die Anerkennung der Leistung und letztlich der Inflation.
    Ich bin über die Maßen enttäuscht und auch drauf und dran meinen IT Arbeitsplatz in eine Firma zu verlagern die meine Arbeit zu schätzen weiß.

  4. Wie anders als mit einer Gehaltserhöhung durch Tarif kann ein MA zusätzlich wertgeschätzt werden
    Ich stimme zu uns hat es nicht allzu hart getroffen in der Pandemie-Jobsicherheit und zumindest bei uns auch keine Kurzarbeit aber vorallem immer mehr Langzeitkranke
    Zu viel Arbeit zu wenig Personal und um nochmal aufzugreifen was der TV bei uns macht also unser Unternehmen rechnet mit einer Tariferhöhungen daher blieben zum Teil gesonderte Gehaltsanpassungen man bekäme diese ja mit der Erhöhung durch den Tarif.

    Ich bin gespannt

  5. Jedes Jahr ereilen uns neue Rekordergebnisse zu denen wir als Arbeitnehmer mit Kontinuität und Einsatz beitragen. In der Pandemie fühle ich mich durch meinen Arbeitgeber gesundheitlich gut beschützt. Inzwischen wurde die Lage allerdings für geschäftspolitische Zwecke ausgenutzt. Arbeitgeber sparen durch die dauerhafte Homeoffice-Regelung Jahr für Jahr Millionen ein. Wir als Arbeitnehmer stellen dafür privaten Wohnraum, Wasser, Strom, ja sogar Büromaterial zur Verfügung. Unsere Nebenkosten steigen, die Inflation frisst Ersparnisse insbesondere von Familien auf und die Schulterklopfer sorgen nicht dafür, dass ein Lebensstandard gehalten werden kann. Alles andere als eine 3 vor dem Komma der tariflichen Erhöhung sehe ich als Hohn und Spott der Branche an, für die ich mich einst aus dem tiefsten meines Herzens entschiede habe.

    • also 3% reicht meiner Meinung nach hinten und vorne nicht.

      mein Strompreis (Abschlag) hat sich fast verdoppelt trotz gleichem Verbrauch (durch Homeoffice jetzt sicherlich zukünftig mehr Verbrauch). Heizkosten gestiegen. Miete wurde angehoben. Alleine für diese 3 Kostentreiber reichen die 3 % nicht mal Ansatzweise aus.

      Wenn die Tarifanpassung nicht deutlich größer als 3% ausfällt habe ich trotz Tarifanpassung unterm Strich nicht mehr Geld in der Tasche.