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Provokation der Arbeitgeberseite!

Streikposten bei der Postbank

Foto: ver.di

Drei Jahre Kaufkraftverlust, Angriff auf den Kündigungsschutz und weitere Zumutungen

Die Arbeitgeberseite der Postbank sprach am 22. Februar 2022 von einem „vernünftigen Angebot“. Wir wissen aber: Was dem ver.di-Verhandlungsteam in der zweiten Runde als „Angebot“ vorgelegt wurde, ist trotz zahlreicher Streiks eine Mogelpackung! Im Detail sieht es so aus:

Kaufkraftverlust
Nach neun Null-Monaten sollen die Gehälter ab Oktober 2022 um 2,8 Prozent und ab Januar 2024 um weitere 2,1 Prozent steigen. Als Laufzeit sind 36 Monate angesetzt (bis 31.Dezember 2024). Umgerechnet auf zwölf Monate sind das nicht mal zwei Prozent mehr Gehalt.

Dazu wurde für Vollzeitkräfte eine Einmalzahlung in Höhe von 500 Euro angeboten, die erst im zweiten Quartal 2022 (voll abgabenpflichtig) ausbezahlt werden soll.

Bei den zu erwartenden Inflationsraten bedeutet das eine drastische Abwertung der Einkommen. Die Arbeitgeberseite zieht allerdings Inflationsberechnungen heran, die gestiegene Energie- und Lebensmittelkosten völlig außer Acht lassen – aus unserer Sicht realitätsfern und unfair! Vielleicht sind solche Preissteigerungen im gehobenen Management kein großes Thema, für die meisten Beschäftigten allerdings sehr wohl!

Kündigungsschutz
ver.di hat bereits in der ersten Verhandlungsrunde deutlich gemacht, dass bei einer Laufzeit über den 30. Juni 2023 hinaus der Kündigungsschutz verlängert werden muss. Das lehnt die Postbank-Verhandlungsführung mit dem Verweis darauf ab, dass sie über die jetzigen Personalabbauprogramme weiter Personal reduzieren wolle, O-Ton: „Das Thema Kündigungsschutz ist für uns nicht unwichtig, denn wir werden in den nächsten Jahren Personal reduzieren müssen.“

Ausbildungsvergütung und unbefristete Übernahme
Ab Oktober 2022 sollen Auszubildende 50 Euro mehr bekommen. Weitere Erhöhungen macht die Arbeitgeberseite von den Flächentarifverhandlungen mit dem Arbeitgeberverband der privaten Banken (AGV) abhängig. Einen Anspruch auf unbefristete Übernahme nach der Ausbildung koppelt die Bank an den eigenen betrieblichen Bedarf, heißt übersetzt: Es soll keinen verbindlichen Übernahmeanspruch geben!

„Der Kündigungsschutz ist das höchste Gut der Beschäftigten. Ein Angebot ohne Sicherheit für die Kolleginnen und Kollegen ist eine Provokation und völlig inakzeptabel. Das sollte selbst die Deutsche Bank inzwischen wissen!“ 

Eric Stadler, Mitglied der ver.di-
Verhandlungskommission, Postbank
München

Coronaprämie im Postbank Filialvertrieb
Trotz enormer pandemiebedingter Belastungen und Nachteile für die Beschäftigten will die Bank ihnen keine Coronaprämie gewähren. Ganz im Gegenteil: Stattdessen fordert sie eine „Erhöhung der Flexibilität des Einsatzes von Beschäftigten in mehreren Filialen“.

Altersteilzeit im Postbank Filialvertrieb
Die Arbeitgeberseite signalisiert hier „Gesprächsbereitschaft“, koppelt diese aber weiterhin an die doppelte Freiwilligkeit. Heißt auch in diesem Fall: Einen wirklichen Anspruch soll es weiterhin nicht geben!


„Die Sonderzahlung gar nicht oder erst nach Ablauf der Steuerfreiheit auszahlen zu wollen, ist eine Ohrfeige für alle, die sich während der Pandemie für die Bank aufgeopfert haben!“

Susanne Bleidt, Mitglied der Verhandlungskommission,
Postbank Filialvertrieb Bonn

Mobil arbeiten bei der Postbank Klassik
Die Forderungen zum mobilen Arbeiten lehnt die Bank weitgehend ab. Zwar wäre sie zu einer allgemeinen Rahmenregelung bereit, allerdings ohne substanzielle Zugeständnisse. So weist sie beispielsweise die Forderungen nach einem Ausstattungsbudget und einer monatlichen Kostenpauschale kategorisch zurück. Dasselbe gilt für ein monatliches Mobilitätsbudget und eine einmalige Mobilitätshilfe für nicht mobil arbeitende Beschäftigte.

Betriebliche Altersversorgung
Die Arbeitgeberseite verweist wiederum auf einen noch ausstehenden Tarifabschluss mit dem AGV, der dann übernommen werden könnte. Hier spielt die Bank mit unserem Anliegen: Denn wann und ob es dazu einen Abschluss in den Flächentarifverhandlungen geben wird, ist mehr als fraglich!

Unser Fazit: Wir streiken weiter!
Dieses Angebot ist eine Kampfansage, es zeigt null Wertschätzung und Respekt vor der Arbeitsleistung der Beschäftigten! Stattdessen starten die Arbeitgeber einen Angriff auf elementare Errungenschaften, wie z. B. den Kündigungsschutz. Wir werden also unsere Streiks verschärfen und bis zur dritten Verhandlungsrunde am 22. März den Druck auf die Deutsche Bank noch mal massiv erhöhen.

Für erfolgreiche Aktionen und Streiks braucht es mutige Beschäftigte: Werde Mitglied bei ver.di und stell dich gemeinsam mit deinen Kolleginnen und Kollegen klar hinter die Forderungen deiner Tarifkommission! Beteilige dich an den Warnstreiks und Aktionen vor Ort! Je mehr Druck wir machen, umso schneller ist ein gutes Tarifergebnis möglich!

Hier gibt es diese Tarifinfo auch als praktisches PDF zum Herunterladen und Verteilen!

Die ver.di-Forderungen noch einmal im Überblick

  • Erhöhung der Gehälter um sechs Prozent, mindestens um 180 Euro
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 150 Euro
  • unbefristete Übernahme für Auszubildende nach Abschluss der Ausbildung

Spezifische Forderungen: Postbank Filialvertrieb

  • Zahlung einer Coronaprämie zum Ausgleich pandemiebedingter Provisionsverluste und weiterer künftiger Belastungen
  • verbindlicher Anspruch auf Altersteilzeit ohne Zwang zur vorzeitigen Verrentung
  • Fortführung der Postbankzulage
  • Wahlrecht zwischen mehr Gehalt oder mehr Freizeit

Spezifische Forderungen: Postbank Klassik

  • Anspruch auf mobiles Arbeiten von 20 bis zu 60 Prozent der Arbeitszeit
  • 1.500 Euro Ausstattungspauschale für mobil arbeitende Beschäftigte sowie 1.500 Euro Mobilitätshilfe
  • für nicht mobil Arbeitende
  • 100 Euro Monatspauschale zum Ausgleich monatlicher Mehrausgaben für das Homeoffice oder 100 Euro monatliches Mobilitätsbudget (z. B. für ÖPNV oder Tiefgarage), wenn nicht/nur teilweise im Homeoffice gearbeitet wird
  • Anspruch auf eine betriebliche Altersversorgung für alle Beschäftigten

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