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Quo vadis, VöB?!

Am 31. März 2022 findet in Frankfurt/Main die nächste Verhandlungsrunde mit dem Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) statt. Bis dahin gilt es, noch einmal ordentlich Druck aufzubauen! Denn allein am Verhandlungstisch bewegt sich nichts.

Und unser Spielraum ist äußerst klein: Die Anfang 2021 von uns aufgestellten materiellen Forderungen sind durch die Inflationsentwicklung mittlerweile komplett überholt. Zur Erinnerung: Wir wollten damals 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Seit Ende 2021 liegen nun aber die monatlichen Inflationswerte bei rund fünf Prozent und werden in den kommenden Monaten weiter steigen.

Was passiert eigentlich, wenn es keinen Abschluss gibt?
Mal ganz allgemein geantwortet: Wenn der Arbeitgeberverband mit uns nicht mehr abschließen will oder nur zu richtig schlechten Konditionen, dann gibt es irgendwann gar keinen Tarifvertrag mehr. Dann sind all die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte wie tariflicher Urlaub, Sonderzahlung, Wochenarbeitszeit und längere Lohnfortzahlung frei verhandelbar oder schlicht: gestrichen. Von regelmäßigen Gehaltssteigerungen mal ganz abgesehen. Oder gar von einer tariflichen Eingruppierung mit garantierten Aufstiegen nach Berufsjahren.

Mit einer Ausnahme: Mitgliedern von ver.di kann man all das, was im Tarifvertrag steht, nicht wegnehmen! Das geht nur mit Beschäftigten, die keine unmittelbare Bindung an den Tarifvertrag haben, wie ein ver.di-Mitglied sie eben hat. Eine Gehaltserhöhung bekommt man deswegen zwar auch nicht mehr, aber man verliert zumindest nichts. Für unorganisierte Beschäftigte wären ohne Tarifvertrag dagegen (innerhalb der gesetzlichen Mindestvorgaben) alle Arbeitsbedingungen frei durch den VÖB diktierbar!

Sie halten das für unrealistische Panikmache?
Da hilft ein Blick in die Vergangenheit! Ursprünglich haben wir mal als ver.di mit drei Arbeitgeberverbänden einen Branchentarifvertrag verhandelt. Dann sind die genossenschaftlichen Banken ausgeschert und haben mit ver.di nicht mehr abgeschlossen. Die Folge: Seit Jahren zurückgehende Realeinkommen und sinkende Einkommensperspektiven für alle dem Verband unterfallenden Institute. Nur in einigen wenigen Banken (wie z. B. bei der Sparda) hat ver.di Haustarifverträge durchgesetzt – dank engagierter Beschäftigter, die bei uns organisiert sind!

Im vorletzten Jahr haben sich nun auch der VÖB und der Arbeitgeberverband der privaten Banken (AGV) getrennt und verhandeln seitdem separat mit uns.

Direkt danach versuchte der VÖB einen Tarifvertrag zur Kurzarbeit durchzusetzen, für den er mit einem Berufsverband vergleichsweise schlechte Konditionen mit deutlichen Einbußen für die Beschäftigten abschließen wollte. Es brauchte einen erheblichen Kraftakt von vielen engagierten ver.di-Mitgliedern, um diese versuchte Tarifflucht abzuwenden. Und es ist längst nicht sicher, dass sich solche Versuche beim nächsten Verhandlungstermin nicht wiederholen.

Und was machen wir jetzt?
Wir haben nur zwei Optionen: Die erste wäre, sich dem Schicksal zu fügen und dann eben selber manchmal schüchtern zu fragen, ob der Chef oder die Chefin vielleicht so nett sein und eine kleine Gehaltserhöhung beantragen könnte. Sprich: Wer heute die Auseinandersetzung um unseren gemeinsamen Tarifvertrag anderen überlässt, muss morgen vielleicht ganz allein seine Arbeitsbedingungen verhandeln.

Oder wir entschließen uns, gemeinsam zu kämpfen, organisieren uns gemeinsam in ver.di und setzen die Arbeitgeberseite gemeinsam unter Druck. Wir streiken für angemessene Gehaltssteigerungen, ordentliche Arbeitsbedingungen auch beim mobilen Arbeiten und fordern Entlastung für die vielen Anstrengungen, nicht nur wegen der Pandemie. Nicht irgendwann, vielleicht in 2024, sondern JETZT!

Gemeinsam sind wir nicht zu überhören, gemeinsam können wir unsere Rechte und Ansprüche durchsetzen und gemeinsam holen wir bis zur kommenden Verhandlungsrunde die Arbeitgeberseite zurück auf Augenhöhe. Und noch mal: Einen Rechtsanspruch auf tarifliche Regelungen haben nur ver.di-Mitglieder!

Für unsere Tarifverträge, für gute Arbeitsbedingungen, für lineare Gehaltssteigerungen. Für uns alle. Werden wir aktiv für unseren Tarif. Jetzt!

Diese Tarifinfo gibt es hier auch zum Herunterladen und Verteilen


5 Antworten zu “Quo vadis, VöB?!”

  1. Vielleicht liegt der Kompromiss darin, auf zusätzliche einmalige Urlaubstage und Verringerung der Arbeitszeit zu verzichten und daraus eine jährliche monetäre Tariferhöhung zu machen. Ganz ehrlich: von freien Tagen kann man sich nix kaufen.

    • Warum denn nicht? Auch eine individuelle Auswahlmöglichkeit, z.b 3 freie Tage + 1% oder ein sofortiges höheres Gehaltsplus, könnte eine Lösung sein. Nur Mut und vor allem viel Erfolg!

      • Aus meiner Sicht ist eine Gehaltserhöhung von Minimum 4,5% alternativlos. Freie Tage sind zwar schön, aber zahlen nix auf das Renteneinkonto ein. Dafür müssen wir alle Weichen stellen. Wenn die AG nicht einlenken, muss gestreikt werden! So das es den AG weh tut. Wenn mal 2-3 Angestellte aus einer Abteilung streiken hat das kaum Potential Druck auf die AG auszuwirken

  2. Da schreibt man gross das jede Unterstützung notwendig ist, und Stand 28.3. wird in München nicht zum Streik aufgerufen? verdi nur wieder ein zahnloser Tiger?