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Die ver.di-Tarifkommission für die private Versicherungswirtschaft hat ihre Forderungen für die bevorstehende Tarifrunde im Innendienst beschlossen. Dabei sind auch die Ergebnisse aus unserer ver.di-Mitgliederbefragung eingeflossen: Denn unsere Mitglieder entscheiden bei uns in ver.di mit!
Unsere Forderungen:
- eine Erhöhung der Gehälter um 5,0 Prozent
- eine zusätzliche Einmalzahlung von 600 Euro
- zwölf Monate Laufzeit
- eine Erhöhung der Auszubildendenvergütungen um 60 Euro pro Ausbildungsjahr
- Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte
- das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit für die Beschäftigten, die nicht unter die gesetzliche Brückenteilzeit fallen
- ein Rechtsanspruch auf Homeoffice/mobiles Arbeiten
- eine Verlängerung der Tarifvereinbarung zur Übernahme der Auszubildenden
- die Verlängerung und inhaltliche Weiterentwicklung des Tarifvertrags Qualifizierung
Die Beschäftigten haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Versicherungsunternehmen bisher sehr gut durch die Corona-Krise gekommen sind. Die Branche kann in diesem Jahr mit sehr guten Geschäftsergebnissen rechnen – trotz Lockdown, kurzfristiger Umstellung auf Homeoffice, Homeschooling und trotz Pandemie-Sorgen lief der Geschäftsbetrieb stabil. Möglich war das nur dank des hohen Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Und auch die Schadenregulierung der Flutkatastrophe im Juli hat bei einem Teil der Beschäftigten zu hohen Belastungen geführt.
In diesem Jahr sind die Verbraucherpreise deutlich angestiegen. Beides – steigende Preise und hohe Arbeitsbelastung – muss sich im nächsten Tarifabschluss niederschlagen! Ein Plus von fünf Prozent bei den Gehältern und eine Einmalzahlung von 600 Euro halten wir für angemessen und meinen nicht dass das die Branche überfordert. Es geht um Wertschätzung für hervorragende Leistungen und um die Sicherung der Einkommen von Ihnen – den Beschäftigten!
Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten verankern!
2019 hat ver.di mit dem Arbeitgeberverband einen Tarifabschluss zum mobilen Arbeiten erkämpft und damit einen tarifvertraglichen Rahmen zur Gestaltung von mobiler Arbeit/ Homeoffice geschaffen. Allerdings hat zum damaligen Zeitpunkt niemand damit gerechnet, dass mobile Arbeit durch die Pandemie zur neuen Normalität wird. Aus Sicht der Tarifkommission wird es in Zukunft einigen Nachbesserungsbedarf am Tarifvertrag geben. In einem ersten Schritt fordert ver.di in der kommenden Tarifrunde einen tariflichen Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten.
Bedingungen für Teilzeitkräfte verbessern!
Seit der gesetzlichen Neuregelung der Teilzeit haben alle Teilzeitbeschäftigten das Recht, in die Vollzeit zurückzukehren. Dieser Rechtsanspruch auf Aufstockung gilt allerdings nicht für diejenigen, die bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes in Teilzeit waren. Betriebsräte kennen nach wie vor Fälle, in denen der Arbeitgeber wegen des knappen Planungs- und Personalbudgets eine Rückkehr in Vollzeit ablehnt – sogar bei Kolleginnen und Kollegen, die dringend auf einen höheren Verdienst angewiesen sind! Mit einem tarifvertraglichen Rückkehrrecht auf Vollzeit soll hier Abhilfe geschaffen werden.
Unser Tarifvertrag regelt heute, dass Überstundenzuschläge erst nach Überschreiten der tarifvertraglichen Arbeitszeit von 38 Stunden gezahlt werden müssen. Das bedeutet für viele Teilzeitkräfte, dass sie keine Zuschläge für Mehrarbeit erhalten. Aus unserer Sicht ist eine solche Regelung nicht mehr zeitgemäß und muss dringend geändert werden. Wer in Teilzeit arbeitet, hat dafür in der Regel gute Gründe, meist geht es um die Betreuung von Kindern oder Angehörigen. Mehrarbeit in Teilzeit sollte den Arbeitgebern genauso viel wert sein wie bei Vollzeitkräften und einige Unternehmen zahlen bereits entsprechende Zuschläge auch für Teilzeitbeschäftigte. ver.di fordert eine Neuregelung im Tarifvertrag, die künftig allen Teilzeitkräften Überstundenzuschläge sichert.
Qualifizierung ermöglichen!
Das Arbeitsleben verändert sich immer schneller. Damit Belegschaften noch mithalten und sich diesen Veränderungen
stellen können, wird berufliche Qualifizierung zum entscheidenden Faktor. Deshalb haben wir 2018 mit dem Arbeitgeberverband den Tarifvertrag Qualifizierung abgeschlossen. Er soll nun verlängert und verbessert werden.
Jungen Beschäftigten Perspektiven bieten!
Bei der Auszubildendenvergütung fordern wir ein Plus von 60 Euro pro Ausbildungsjahr. Eine Ausbildung in der Versicherungsbranche muss weiterhin attraktiv sein, um Nachwuchskräfte zu gewinnen, und dazu gehört auch eine gute Bezahlung! Ebenso wichtig ist eine langfristige Perspektive im Unternehmen, deshalb will ver.di die Tarifvereinbarung zur Übernahme von Auszubildenden verlängern.
„Es geht in dieser Tarifrunde um IHR
Martina Grundler, ver.di-Verhandlungsführerin
Gehalt, mit einem guten Abschluss wollen
wir es sichern! Sie als Beschäftigte
haben in der Pandemie viel geleistet
und das verdient Anerkennung – auch
finanziell. Helfen Sie mit und unterstützen
Sie unsere Forderungen: Mitglied
werden und aktiv beteiligen, das ist in
dieser Tarifrunde gefragt!“
Wie geht es weiter?
Viele Beschäftigte erwarten angesichts steigender Preise einen guten Gehaltsabschluss bei den Tarifverhandlungen. Gleichzeitig ist bisher aber nur eine Minderheit bereit, sich aktiv an Aktionen in der Tarifrunde zu beteiligen und ver.di-Mitglied zu werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es bleibt dabei: Nur gemeinsam sind wir stark! Ohne Ihre aktive Teilnahme an Aktionen gibt es keinen guten Tarifabschluss. Es geht um viel, nämlich um die Einkommens- und Arbeitsbedingungen in der Versicherungsbranche. Auf Sie alle kommt es an!
Die Verhandlungstermine für die Tarifrunde Versicherungen 2022:
26.01.2022 | erste Verhandlungsrunde in Wuppertal |
23.02.2022 | zweite Verhandlungsrunde in Hannover |
01.04.2022 | dritte Verhandlungsrunde in Düsseldorf |
Das Flugblatt mit den Forderungen kann hier heruntergeladen werden.
Unter 5% dürfen wir eigentlich auch gar nicht landen. Bei der aktuellen Inflationsrate ist das noch ein nettes Angebot an die Arbeitgeber!
Wichtiger als die Höhe wäre mir, dass wir kein Reallohnverlust erleiden und die Laufzeit nicht so lang ist. Nächstes Jahr sind die Inflationsprognosen noch höher und schlagen erst so richtig durch wie Energie. Da braucht man eine flexible, kurze Laufzeit. Also 3% Erhöhung bei 12 Monaten wäre ein Erfolg.