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Sparkassen: Sonderopfer – aber richtig!

Zweite Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst bleibt ohne Ergebnis

In der zweiten Verhandlungsrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes (öD) am 22. und 23. Februar 2023 machte die Arbeitgeberseite ein unterirdisches Angebot ­– und unterbietet es gleich nochmal für die Sparkassen-Beschäftigten.

Bis tief in die Nacht zogen sich die Gespräche zwischen Bund, Kommunen und den Gewerkschaften am Mittwochabend des 22. Februars. Am Donnerstag folgte dann ein Angebot an die Beschäftigten.

Das Angebot der Sparkassen-Arbeitgeberseite:

  • Erhöhung der Entgelte um 3,0 Prozent zum 1. Januar 2024
  • Weitere 2,0 Prozent zum 1. Februar 2025
  • 27 Monate Laufzeit (bis zum 31. März 2025)
  • 1.500 Euro steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichszahlung im Mai 2023 (Azubis 750 Euro)
  • 1.000 Euro steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichszahlung im Januar 2024 (Azubis 500 Euro)
  • Die gesamte Sparkassen-Sonderzahlung (SSZ) soll auf dem Niveau von 2022 dauerhaft eingefroren werden.
  • Die prozentualen Erhöhungen sollen ebenfalls für die Auszubildenden gelten.

Für die Beschäftigten des übrigen öffentlichen Dienstes lautet das Angebot:

  • Erhöhung der Entgelte um 3,0 Prozent zum 1. Oktober 2023
  • Weitere 2,0 Prozent zum 1. Juni 2024
  • Laufzeit 27 Monate bis zum 31. März 2025
  • 1.500 Euro steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichszahlung im Mai 2023 (Azubis 750 Euro)
  • 1.000 Euro steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichszahlung im Januar 2024 (Azubis 500 Euro)
  • Eine Erhöhung der Jahressonderzahlung, von der die oberen Entgeltgruppen stärker profitieren sollen als die unteren

Dieses Angebot ist unterirdisch!

Ganze 5,0 Prozent Gehaltserhöhung bieten die Sparkassen ihren Beschäftigten für die nächsten 27 Monate an. Die soll es aber auch erst nach einer Wartezeit von einem Jahr geben, denn die Arbeitgeberseite stellt sich zwölf Nullmonate vor.

Eine erste tabellenwirksame Erhöhung von 3,0 Prozent würde es erst im Januar 2024 geben, eine zweite von 2,0 Prozent dann im Februar 2025 – acht Monate später als im übrigen öffentlichen Dienst. Zusätzlich soll die SSZ dauerhaft auf dem Niveau von 2022 eingefroren werden, was zu einem langfristigen Abschmelzen führen würde.

Diese deutlichen Reallohnverluste sollen den Beschäftigten mit steuer- und sozialabgabenfreien Einmalzahlungen von 1.500 Euro und 1.000 Euro als Inflationsausgleich schmackhaft gemacht werden. Diese würde es aber selbstverständlich nicht jährlich geben, sondern nur jeweils einmal.

Wie dauerhaft höhere Preise mit einer einmaligen Zahlung ausgeglichen werden sollen, ist allerdings nicht überliefert. Schließlich sinken die Preise nicht wieder, wenn eine Einmalzahlung verbraucht ist. Einen Mindestbetrag, der gerade für die unteren und mittleren Einkommen so wichtig ist, sucht man im Angebot genauso vergeblich wie die Verlängerung der Altersteilzeit. Beides ist von der Arbeitgeberseite nicht gewollt.

Die Sparkassen werden in den nächsten Jahren viel Geld verdienen – mehr als genug, um ihren Angestellten auch finanziell echte Wertschätzung entgegenzubringen. Dieses Angebot aber ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten.

Christoph Schmitz, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand

In den Verhandlungen verwendete die Arbeitgeberseite viel Zeit und Mühe darauf, die guten Geschäftsergebnisse der Sparkassen schlechtzureden. Dass das kaum mit ihren eigenen Veröffentlichungen zu vereinbaren ist, spielte hierbei keine große Rolle. Passend dazu hatten die Arbeitgeber auch keine Scheu, das bisherige Langzeitargument der niedrigen Zinsen in dieser Tarifrunde einfach durch den schnellen Anstieg der Zinsen als Anlass für massive Lohnzurückhaltungen zu ersetzen. Statt von satten Zinsgewinnen war sogar von einem „Blutjahr 2022“ die Rede.

Den Rufen nach Sonderopfern erteilte unsere Verhandlungsführung aber eine klare Absage. Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende macht deutlich: „In dieser Tarifrunde wird es mit uns kein Sonderopfer für bestimmt Berufsgruppen geben. Auch nicht für die Sparkassen!“

In der letzten Tarifrunde 2020 machte die Arbeitgeberseite den Abschluss davon abhängig, dass die Sparkassen-Beschäftigten Verzicht übten. Die Zeichen stehen also auf Konfrontation und wir werden diese Tarifrunde nicht aussitzen können.

Dieses Angebot ist eine Beleidigung! Wir müssen jetzt alles auf die Straße bringen, was wir können, um die Arbeitgeber zu einem echten Angebot zu zwingen.

Udo Alpers, Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission

Unser aktuelles Flugblatt steht hier zum Download zur Verfügung

Hier einige Impressionen von der 2. Verhandlungsrunde am 24. Februar 2023 in Potsdam:

Macht euch bereit!

Bereits 2020 zeigten die Sparkassen-Beschäftigten, wie schnell sich ihre Streikbereitschaft erhöhen kann. In der diesjährigen Tarifrunde zeichnet sich bereits jetzt ab, dass sich diese Bereitschaft noch einmal deutlich steigert.

Am Verhandlungstisch alleine werden wir die Tarifrunde nicht gewinnen können. Jetzt müssen wir auf die Straße!

Beteiligt euch an den anstehenden Warnstreiks! Und falls ihr es noch nicht seid: Werdet ver.di-Mitglied und stärkt gemeinsam mit euren Kolleginnen und Kollegen unsere Verhandlungsposition!


11 Antworten zu “Sparkassen: Sonderopfer – aber richtig!”

  1. Erst in der letzten Tarifrunde wurde ein Sonderopfer der Sparkassen-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durchgesetzt. Durch den drastischen Anzug des Zinsniveaus sprudeln seit dem letzten Jahr die Zinserträge bei den Sparkassen. Von einem „Blutjahr 2022“ kann also nicht die Rede sein, vielmehr haben etliche Sparkassen die größten Erträge ihrer Geschichte eingefahren. Die Kunden profitieren wieder von Zinsen für Geldanlagen. Die Lieferanten profitieren von den höheren Preisen, die die Sparkassen offensichtlich zahlen, da sie Kostensteigerungen verzeichnen. Und die Mitarbeiter sollen Verzicht üben und ein weiteres Opfer bringen? Wenn ver.di ein weiteres Mal Sonderopfer zulassen sollte, wäre mein Glaube an Gerechtigkeit allen Gruppen gegenüber zutiefst erschüttert.

  2. Könnt gerne auf die Straße und dort für eure Forderung demonstrieren, aber lasst die einfachen Bürger zur Arbeit kommen, die Kleinen in der Kita rein, und erschöpfte Arbeitnehmer in den verdienten Urlaub fliegen.
    Danke für euer Verständnis.
    Bin 43 Jahre in der IG BCE haben nie gestreikt nur bezahlt.

  3. So ein dermaßen erbärmliches Angebot zeigt mal wieder, das die Arbeitsgeberverbände keinerlei Interesse haben, den öffentlichen Dienst (in meinem Fall bei den Sparkassen) als Berufszweig, geschweige denn als attraktiven Arbeitsplatz zu erhalten.

  4. Die Digitalisierungsgewinne und die Kostenreduktionen durch Fililalschließungen und Personalabbau haben sich für die Sparkassen ausgezahlt. Diese „Rationalisierungs-Dividende“ gilt es jetzt zu reinvestieren – und zwar in uns, die Mitarbeiter!

  5. Fachkräftemangel gibt es scheinbar nicht. Wertschätzung ist ein Fremdwort. Das heraushalten der Gewerkschaften (siehe Erlangen-Höchsstadt) vom Personalrat aus Angst vor der eigenen Courage unterstüzt ? Was für ein jämmerlicher Arbeitgeber doch die Sparkasse wie auch der öffentliche Dienst ist…allein die aus Personalmangel möglichen Steuerhinterziehungen würden locker die Kosten decken um die Mitarbeiter leben anstatt langsam sterben zu lassen.

  6. Für mich ist es nicht nur eine Frechheit, sondern pures Desinteresse an den eigenen Beschäftigten. Seit Jahren stellt die Sparkassen Finanzgruppe fest, dass sie zu unattraktiv für Bewerber ist und im Kampf um Fachkräfte hinten ansteht. Die Sparkassen streichen seit Jahren dicke Gewinne ein und reden sich öffentlich schlecht, um sich selbst intern zu feiern. Sa ich beruflich häufiger in Vorstandsrunden berichte, kenne ich den Sprech dieser Kollegen. Für die letzte niederschlagende Tarifrunde haben sich die Vorstände noch bis letztes Jahr regelrecht gefeiert. Diese Doppelmoral ist schlicht unerträglich geworden für mich als Mitarbeiter. In dieser Runde wird es nur mit Druck gehen, um den Sparkassenbeschäftigten die Möglichkeit zu geben, ihre Miete auch künftig zu zahlen.

  7. Das Angebot der Arbeit Geber ist eigentlich ein Schlag ins Gesicht der Angestellten im öffentlichen Dienst. Es waere wieder ein schlechterer Abschluss zum Vergleich anderer Branchen. Für die Pflege wurde bei Corona geklatscht und viel geklatscht und danach nur noch getreten. Die Hauptsache die Direkten unserer Politiker/innen werden angepasst. Es muss unbedingt was für die unteren Gehalts- und Lohnstufen gemacht werden, das ist bei dem Arbeitgebervorschlag viel zu wenig.

  8. Es ist eine absolute Frechheit. Man rühmt sich Jahr für Jahr mit tollen Jahresergebnissen und Gewinnen, obwohl das letzte Jahr so schwierig war. Eine Anerkennung dieser Leistung sieht anders aus, vor allem im Vertrieb. Wir haben bei der Sparkasse jetzt schon Probleme gute Mitarbeiter zu halten, geschweige denn zu gewinnen. Mit diesen Aussichten sehe ich für die Personaldecke weiterhin schwarz. Dadurch werden weitere Mitarbeiter verloren gehen und die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern wird quasi unmöglich.

  9. Auch in den letzten Jahren haben die Sparkassen gutes Geld verdient – nicht zuletzt durch den Verzicht der Mitarbeiter, die sich mit einer minimalen Gehaltssteigerung abspeisen lassen mussten. Eine Entwicklung, die man bei den Vorstandsgehältern nicht beobachten konnte (siehe Aufwände für Vorstandszahlungen im Anhang der Bilanzen im Bundesanzeiger).

    Jetzt ist es Zeit, auch wieder auf die wichtigste Ressource der Sparkassen zu schauen – die gut ausgebildeten Mitarbeiter!

    Wenn der Tarifabschluss diesmal wieder so inakzeptabel ausfällt, ist meine persönliche Schmerzgrenze erreicht. Dann gilt es den Fachkräftemangel zu nutzen und über den Tellerrand der roten Welt hinaus zu blicken.