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In der zweiten Verhandlungsrunde für das private Bankgewerbe gab es leider wieder keine positive Überraschung! Beim Thema Gehalt machte die Arbeitgeberseite kein Angebot. Hier wird sichtbar auf Zeit gespielt, um Nullmonate durchzusetzen. Diese würden uns durch die hohe Inflation als Beschäftigte besonders treffen. Der Mindestbetrag von 150 Euro als soziale Komponente bleibt für die Arbeitgeberseite weiterhin „nicht nachvollziehbar“.
Jan Duscheck, der ver.di-Verhandlungsführer, wertete die weitere Blockadehaltung der Arbeitgeber als reine Provokation der Beschäftigten: „Wir haben heute leider wieder nur erlebt, wie die Arbeitgeber auf Zeit spielen. Wir haben eine Zahl erwartet und keine weiteren Ausführungen darüber, warum dieses oder jenes nicht funktioniert!“ Dass es wieder kein Gehaltsangebot gegeben hat, ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten – egal ob tariflich oder übertariflich bezahlt. Alle sollen nach Willen der Arbeitgeberseite komplett leer ausgehen.
»Nachdem es in den letzten Jahren häufig einen Reahlohnverlust gab, ist es endlich an der Zeit, dass die Beschäftigten in unserer Branche eine echte Gehaltserhöhung erhalten, vor allem nach den außergewöhnlichen Leistungen, die wir alle in den letzten Monaten erbracht haben! Die finanzielle Lage der Institute lässt das zu!«
Claudia Eggert-Lehmann, Mitglied der Verhandlungskommission, Commerzbank AG, Dortmund
Arbeitgeber: „Entlastung in unserer Branche nicht nötig“
Auch das Wahlrecht zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit lehnten die Arbeitgeber ab. Obwohl die Banken derzeit an der Digitalisierung aller Arbeitsvorgänge arbeiten, sehen sie sich nicht in der Lage, den personalwirtschaftlichen Aufwand zu stemmen, der durch das Wahlrecht entstehen würde. Zudem könnte diese Wahlmöglichkeit zu Personalengpässen in einzelnen Abteilungen führen. Das sagt der Arbeitgeberverband, dessen Mitglieder gerade zehntausende Stellen abbauen wollen. Arbeitsentlastung sei im Übrigen nicht nötig, weil in unserer Branche von einer Arbeitsbelastung nicht die Rede sein könne. Wer sich überlastet fühle, könne ja Überstunden abbauen! Unsere Beschäftigtenbefragungen haben ein deutlich anderes Bild gezeigt: Überlastung ist und bleibt ein Thema. Und das werden wir in dieser Tarifrunde angehen!
Eine Wahlmöglichkeit, ob eine Tarifsteigerung auch in Form von Freizeit möglich ist, ist in unserer Branche überfällig. Das Thema ist aufgrund der hohen Arbeitsbelastung für die Beschäftigten von hoher Bedeutung, das wurde in unseren Befragungen sehr deutlich
Andrea Hartmann, Mitglied der Verhandlungskommission, Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, Schwäbisch Hal
Kein Anspruch auf mobiles Arbeiten
Bei unserer Forderung zu „mobiler Arbeit“ fehlt dem Arbeitgeberverband (AGV) offensichtlich jedes Vertrauen in die Loyalität seiner Beschäftigten. Hier fürchtet man einen „Kontrollverlust“ und sieht das Direktionsrecht in Gefahr.
Bei der Schaffung von attraktiven Arbeitsbedingungen für Nachwuchskräfte sieht der AGV weiterhin keinen Regelungsbedarf. Zur gleichen Zeit geht der Verband der öffentlichen Banken dieses Thema mit uns konstruktiv an. Für den AGVBanken ist das ein weiteres Armutszeugnis.
Ich bin richtig sauer! Der AGV hat uns auch heute kein Angebot für die Nachwuchskräfte vorgelegt. Es ist wichtig, dual Studierende in unseren Tarifvertrag aufzunehmen und eine attraktive Übernahmeregelung sicherzustellen. Beim Verband der öffentlichen Banken ist das auch gelungen.
Jessica Aurich, Mitglied der Verhandlungskommission, Commerzbank AG, Berlin
Zeigen wir, dass wir die Zukunft gestalten wollen!
In dieser zweiten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber abermals gezeigt, dass konstruktive und zukunftsweisende Regelungen nicht in ihrem Interesse sind. Wieder einmal haben sie sich verweigert, die wichtigen Zukunftsthemen gemeinsam mit uns anzupacken.
Wir haben eine Inflation von 4 %. Ein Ergebnis darunter führt faktisch zu einem Reallohn Verlust.
Ansonsten wird hier seitens Verdi gemeckert, dass sich so wenige in der Gewerkschaft engagieren. Das liegt daran, dass die meisten Mitarbeiter außertariflich bezahlt werden. Ich verstehe nicht warum die Gewerkschaft nicht einmal versucht den Tarif grundsätzlich zu reformieren. Da gibt es sinnvolle Gehaltsysteme in anderen Branchen an denen man sich orientieren könnte: zum Beispiel aus der Stahlindustrie. Da bekommt man als Mitarbeiter Punkte für Tätigkeiten, Ausbildung und Berufserfahrung und anhand dieser Punkte wird man in die Gehaltspyramide eingeordnet. Natürlich müsste dann die Tarifgruppen viel weiter nach oben gehen und auch die Mitarbeiter einfangen die bis zu 100.000 € verdienen. Wir könnten so die Anzahl derjenigen im Tarif einfach von heute auf morgen verdreifachen und hätten in den Jahren danach auch eine höhere Verhandlungsmacht. Warum wird dieses Ziel nicht verfolgt?
Das Ziel wird von uns als ver.di verfolgt. Ich mache das an zwei Punkten deutlich:
Wir fordern eine Übernahme des Tarifergebnis auch für die übertariflich bezahlten Beschäftigten. Darüber hinaus verhandeln wir auch über eine neue Entgeltstruktur, die sowohl die Reichweite der Tariftabelle bis zu 100.000 Euro erhöhen soll als auch die Spielregeln für die Eingruppierungen weiterentwickeln soll. Diese Verhandlungen wurden für die Zeit der Entgelttarifrunde einvernehmlich unterbrochen.
Lieber Schachspieler, auch übertarifliche Vergütungen haben als Basis i.d.R. eine Tarifgruppe, z. b. die höchste, auf die dann Zulagen kommen. Schon jetzt profitieren diese Kolleg(inn)en also von Tariferhöhungen. Außerdem sind die Probleme andere als die der vielleicht noch teilzeitbeschäftigten in den niedrigen Vergütungsgruppen. Solidarität würde uns tatsächlich helfen. Ist es schon schwierig, Mitglieder unter den Tarifbeschäftigten zu gewinnen, ist es bei den übertariflichen fast unmöglich. Wenn man sieht, wie schwer es ist, nur eine prozentuale Erhöhung oder einige moderne Regelungen zu vereinbaren, ahnst du vielleicht, auf welche Mauer man mit einem grundlegenden Umbau stieße. Du hast aber recht: Wir müssen versuchen, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen zu mobilisieren.
Liebe Alle, die AT Mitarbeiter zu gewinnen ist schwierig und abhängig von den Institutsinternen Regelungen. In der HVB hat der BR z.B. ab 2019 akzeptiert, dass nicht mehr automatisch die Hälfte der Gehaltsrunde automatisch auch an alle AT-Mitarbeiter geht, sondern „0“. Die älteren MA sind damit jetzt seit 2019 in Gottes bzw. Vorgesetzten und HR-Hand. Was das Ergebnis davon ist, kann sich jeder selbst denken. Für viele MA permanente Nullrunden oder nahezu Null. Würde die Tarifrunde hier ansetzen, wäre eine Mitarbeiter-Mobilisierung im AT-Bereich in signifikantem Umfang möglich. Ansonsten ist zumindest in der HVB die Enttäuschung über den BR sehr hoch.
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