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Die Transformation der Banken kann nur gemeinsam gelingen

Foto: Kay Herschelmann

Ein Beitrag von Jan Duscheck in der Börsenzeitung vom 20.08.2021. Jan Duscheck ist ver.di-Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe und Verhandlungsführer in den Tarifrunden für die privaten und öffentlichen Banken.

Bis vor Kurzem galt die Beschäftigung in einer Bank als krisensicher und gut bezahlt. Heute sieht das anders aus: Über einhunderttausend Arbeitsplätze sind seit 2011 in einer Branche verschwunden, die wie andere um Konsolidierung ringt und mitten in der digitalen Transformation steckt. Verdi kämpft gemeinsam mit den Personal- und Betriebsräten dafür, dass in diesem Umbau möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben und unvermeidbarer Personalabbau so gestaltet wird, dass niemand gegen seinen Willen gehen muss.

Das gelingt häufig durch Vorruhestands- oder Abfindungsprogramme, die gerade von älteren Beschäftigten gern angenommen werden, auch weil sich die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren durch zunehmende Konzentration und Schließungen verschlechtert haben. Stärkere Arbeitsverdichtung, dysfunktionale IT-Systeme und weiter steigender Vertriebsdruck sorgen für Unmut. Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie die Digitalisierung der Branche beschleunigt.

War mobiles Arbeiten im Homeoffice zuvor das Privileg weniger, musste es nun kurzfristig in der Breite umgesetzt werden. Und es zeigt sich: Erfolgreiche digitale Transformation ist nicht so sehr eine Frage von Prozessen und Ausstattung, sondern in ihrem Mittelpunkt steht die Ausgestaltung der zukünftigen Arbeitsbedingungen.

In diesem Umfeld haben sich die Bankenarbeitgeber von gemeinsamen Tarifverhandlungen verabschiedet. Verdi  verhandelt die Arbeitsbedingungen der Branche erstmals seit 1972 mit zwei Verhandlungspartnern getrennt: mit dem Arbeitgeberverband der privaten Banken einerseits  und dem Verband der öffentlichen Banken andererseits. Dabei geht es um die Zukunft der Arbeit: Insbesondere die Themen Entlastung und Ausgestaltung der digitalen Transformation müssen alle Beteiligten gemeinsam aktiv angehen.

Zudem gibt es noch offene Themen aus der Vergangenheit. Einigkeit herrscht etwa darüber, dass der geltende Tarifvertrag die heutige Arbeitsrealität nur unzureichend abbildet. Das zeigt sich etwa in der Entgeltstruktur, die im Alltag für Personaler und Arbeitnehmervertretungen  eine einfache Vergleichbarkeit und Bewertung von Tätigkeiten ermöglichen soll. In ihr finden sich aber nach wie vor keine Programmierer/-innen oder Datenanalysten/-innen, dafür noch Fernschreiber/-innen oder Band- und Magnetplattenverwalter/-innen. Der Überarbeitungsbedarf ist allen Seiten bewusst, eine Einigung auf eine neue Struktur scheiterte in der Vergangenheit jedoch immer wieder an Kostenfragen.

Personalabbau zur Kostensenkung kann kein Zukunftsprogramm sein. Vorschläge der Gewerkschaft ritualisiert abzulehnen, hilft ebenfalls nicht, um in die neue Zeit zu kommen.

Jan Duscheck, ver.di-Verhandlungsführer für die Tarifrunden privates und öffentliches Bankgewerbe

Es ist erkennbar, dass sich die beiden Arbeitgeberverbände 2021 unterschiedlich aufstellen. Während der AGV Banken für die Privatbanken wie gewohnt erst einmal alle eingebrachten Forderungen mit Blick auf die Überforderung der eigenen Mitgliedsunternehmen in puncto Kosten und Organisation ablehnt, positioniert sich der Verband der öffentlichen Banken mit Gesprächsbereitschaft sowie eigenen Themen. Auch wenn uns nicht alle Ideen gefallen, ist hier der grundsätzliche Wille erkennbar, Tarifpolitik aktiv zu gestalten.

Drei Themen stehen aus unserer Sicht in beiden Tarifbereichen in der Tarifrunde im Vordergrund: Erstens eine angemessene Gehaltserhöhung. Obwohl es längst nicht mehr nur ums Geld geht, bleibt die Erhöhung der Gehälter mit Blick auf steigende Anforderungen an die Beschäftigten und der Inflationsentwicklung zentral. Abgesehen von Ausnahmen wie bei Investmentbankern hinkt die Gehaltsentwicklung im Bankwesen seit Jahren der allgemeinen Entwicklung der Tarifgehälter in Deutschland hinterher. Gleichzeitig ist die Inflation zuletzt auf bis zu 3,8 % und damit auf den höchsten Wert seit 13 Jahren gestiegen. Die Abschlüsse der  vergangenen Jahre können deswegen keine Richtschnur für die Verhandlungen sein.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Börsenzeitung, 20.08.2021

Zweitens geht es um flexiblere Arbeitszeitgestaltung und eine Entlastung der Beschäftigten. Hier gibt es aus unserer Sicht einen praktikablen Vorschlag. Er besteht im Wahlrecht zwischen einer Gehaltserhöhung in Form von mehr Geld oder mehr freier Zeit. Ohne zusätzliche Kosten können hiervon beide Seiten profitieren. Die Beschäftigten können mit diesem wichtigen Baustein ihre Arbeits- und Lebenszeit individueller gestalten und die Arbeitgeberseite erhält ein weiteres Instrument, um  bei gleichzeitiger Beschäftigungssicherung das Arbeitsvolumen zu reduzieren.

Der dritte Schwerpunkt ist der Anspruch auf mobiles Arbeiten an bis zu drei Tagen pro Woche. Dies entspricht dem Wunsch der Beschäftigten in der Branche. Mehr Homeoffice bedeutet nicht zuletzt, dass den Unternehmen durch den geringeren Bedarf an Büroflächen finanzielle Vorteile entstehen. Es wäre nur fair, wenn diese nicht allein der Arbeitgeberseite zukommen, sondern zumindest teilweise an die Beschäftigten weitergegeben werden. Denn deren Nebenkosten dürften im Homeoffice deutlich steigen – bei immer höheren Energiepreisen kein zu vernachlässigendes Thema.

Es liegen große Herausforderungen vor den Tarifvertragsparteien. verdi  kann und will diese mitgestalten. Die Arbeitgeberseite ist gefragt, mit uns Lösungen für die Herausforderungen der Branche zu entwickeln.

Personalabbau zur Kostensenkung kann kein Zukunftsprogramm sein. Vorschläge der Gewerkschaft ritualisiert abzulehnen, hilft ebenfalls nicht, um in die neue Zeit zu kommen. Die erfolgreiche Transformation der Bankenbranche ist nur gemeinsam mit den Beschäftigten zu schaffen. Dass das gelingen kann, zeigt der Abschluss aus den letzten Tagen zwischen Verdi  und dem VÖB für die Nachwuchskräfte der öffentlichen Banken: Zukünftig profitieren dual Studierende vom Tarifvertrag der Branche und es gibt Regelungen für eine verbindliche Übernahme sowie zum Thema Nachhaltigkeit.

Jan Duscheck ist Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe bei der Dienstleistungsgewerkschaft verdi.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Börsenzeitung, 20.08.2021

Zähe Tarifverhandlungen enden ohne Ergebnis!

Beschäftigte der Sparda-Banken haben Besseres verdient. Auch in der dritten Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Sparda-Banken haben sich die Arbeitgeber uneinsich­tig gezeigt. Sie bleiben bei ihrer Position, dass die Arbeit­nehmer*innen als Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung der Sparda-Banken auf Gehaltserhöhungen für mindestens zwei Jahre verzichten sollen.

Allenfalls bestand die Bereitschaft, eine geringfügige Ge­haltserhöhung sowie eine niedrige Einmalzahlung wäh­rend der Laufzeit des Tarifvertrags in Erwägung zu ziehen. Der Reallohnverlust aufgrund der erwarteten Inflationsrate bleibt für die Arbeitgeber keine relevante Größe. Auch die­ses hätten Arbeitnehmer hinzunehmen, um einen Beitrag zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu leisten. Einen tarifvertrag­lichen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen lehnen die Arbeitgeber ebenfalls weiterhin ab.

Endlich kommen wir zum Verhandeln. Ein Ergebnis im Sinne der Beschäftigten ist noch nicht in Sicht.

Julia Großholz-Michniok (EVG)

Das Arbeitgeberangebot und die (wahrscheinliche) Auswirkung:

Einmalzahlung in Höhe von 400,00 Euro am 01.04.2022 zur Kompensation von 21 Monaten ohne lineare Entgeltsteigerung (01.04.21 – 31.12.22)Ausbleibende Gehaltsanhebungen bedeuten für 2021 einen Reallohnverlust in Höhe von voraussichtlich 2,1% und für 2022 ca. 2,0 %. Die Einmalzahlungen kompensieren die Wirkung im Jahr der Zahlung aber nicht in den Folgejahren, da die Zahlungen nicht tabellenwirksam sind.
Erhöhung der Gehälter um 0,75% zum 01.01.23Für das Jahr 2023 lässt sich noch keine gute Prognose für die Inflation errechnen. Jedoch ist eine Rate von 1,5 – 2,0 % nicht unwahrscheinlich. Demnach ist auch hier mit einem Reallohnverlust zu rechnen.
Reaktivierung der Umwandlungsoption des letzten TarifabschlussesDie Beschäftigten können damit weitere Urlaubstage in Anspruch nehmen, müssen damit aber Einkommensverluste in Kauf nehmen.

Trotz der beinahe unveränderten Arbeitgeberposition legte unser Verhandlungsteam konstruktive Vorschläge für einen Tarifabschluss vor. Diese tragen den, durch die Arbeitgeber, vorgetragenen Bedenken in angemessener Weise Rechnung.

Das vorliegende Angebot ist eine Ohrfeige für diejenigen, die den Laden tagtäglich am Laufen halten. Wer solche Angebote vorlegt, darf sich nicht über die Reaktion der Beschäftigten wundern. Wir kämpfen gemeinsam weiter, bis wir ein wertschätzendes Ergebnis erreichen!

Kevin Voß (ver.di)

Unser Gegenvorschlag:

2021Einmalzahlung in Höhe von 750 Euro (350 Euro für Auszubildende) zur Kompensation von 9 Monaten ohne lineare Gehaltserhöhung (01.04. – 31.12.21)
2022– Erhöhung der Gehälter um 1,7% am 01.01.22
– Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 50 Euro am 01.01.22
– Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro
2023– Erhöhung der Gehälter um 1,3% am 01.01.23
– Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 50 Euro am 01.01.23
– Laufzeitende 30.06.23

Weitere Punkte:

  • Möglichkeit, lineare Erhöhungen und Einmalzahlungen in freie Tage umwandeln zu können
  • Erklärung zur Sicherung der Arbeitsplätze

Mit diesem Vorschlag sind wir ein gutes Stück auf die Arbeit­geber zugegangen, bringen damit aber weiter die Auf­fassung zum Ausdruck, dass ein Tarifabschluss ohne eine angemessene Anhebung der Gehälter unzumutbar ist.

Die Arbeitgeber haben erneut gezeigt, dass sie Tarifverhandlungen nicht verstanden haben: es geht nicht um wohltätige Geschenke, sondern um eine faire und angemessene Würdigung des Beitrags von Arbeitnehmer*innen zum Unternehmenserfolg.

Ulrich Brandstrup (Sparda-Bank Hannover)

Nochmals haben wir in den Verhandlungen klargestellt, dass die Beschäftigten bereit sind, der Gesamtsituation Rech­nung zu tragen, soweit damit kein Reallohnverlust verbun­den ist. Aber eine Haftung für allgemeine Branchenrisiken, gesamtwirtschaftliche Entwicklungen oder Management­fehler lehnen wir ab.

Aus den beschriebenen Gründen haben wir entschieden, die Verhandlungen zu unterbrechen. Gleichzeitig haben wir aber auch einen weiteren Termin mit den Arbeitgebern ver­einbart. Die 4. Verhandlungsrunde wird am 13. September in Frankfurt stattfinden.

Die Sparda-Banken wollen Ihren Beschäftigten keine Gehaltserhöhung in Höhe von 2% zahlen. Das wären pro 100 Vollzeitbeschäftigte ca. EUR 130.000,00. Angesichts dieser Sum­men sind die Banken weder bankrott (wenn die Gehaltserhöhung fließt) noch gerettet (wenn darauf verzichtet wird). Es geht den Vorständen also nur ums Prinzip.

Dirk Sievers (Sparda-Bank Hannover)

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen: Die Aktionen und Warn­streiks in den letzten Tagen haben dazu geführt, dass wir endlich ein Angebot erhalten haben. Wir müssen den Druck aber aufrechterhalten und erhöhen. Wir zählen auf Sie. Unterstützen Sie die Aktionen vor der nächsten Verhand­lungsrunde und (wenn noch nicht geschehen) werden Sie Mitglied und stärken Sie damit die Verhandlungsstärke ihrer Gewerkschaft.

Die Null muss weg! Beschäftigte machen Druck vor der dritten Verhandlungsrunde!

In den vergangenen 3 Tagen haben sich hunderte Beschäftigte an den Warnstreiks und an den jeweiligen Aktionen vor Ort beteiligt.

Zum „Auftakt“ am 06.07.2021 haben sich in Hannover vor Ort und am mobilen Streik rund 100 Beschäftigte der Sparda-Bank Hannover eG beteiligt – nicht nur der Service war deutlich eingeschränkt, sondern auch die Filialen in Hildesheim, Wolfsburg, Celle und Delmenhorst blieben geschlossen. Die Streikaktion in Hannover wurde für die Kolleg*innen im Homeoffice auf youtube live übertragen.

Vor der Zentrale der Sparda Banke Baden-Württemberg eG in Stuttgart protestierten ca. 80 Kolleg*innen. Weitere 70 Kolleg*innen haben sich von zu Hause aus am Streik beteiligt.

In Hamburg versammelten sich über 90 Beschäftigte der Sparda-Bank Hamburg eG vor der Zentrale am Altonaer Bahnhof zur Warnstreikkundgebung. Darüber hinaus nahmen rund 20 Beschäftigte ihr Recht auf Arbeitsniederlegung im Homeoffice wahr.

In Saarbrücken und Mainz protestierten die Beschäftigten der Sparda Bank Südwest eG vor den Filialen gegen die unverschämte Haltung der Arbeitgeber.

Das war ein wichtiges Signal vor der dritten Verhandlungsrunde, die am 14. Juli 2021 in Frankfurt am Main stattfindet.

Wir gehen davon aus, dass die bisher erfolgten Streikaktionen mit der großen Anzahl von aktiven Beschäftigten, die Arbeitgeberseite beeindruckt hat. Unzufriedene Mitarbeiter in unruhigen Zeiten erzeugen zudem kein positives Bild in der Öffentlichkeit, wenn dann überregionale Medien wie das Handelsblatt, die Zeit oder die Börsenzeitung das Thema aufgreifen.

Wir erwarten von den Arbeitgebern nun endlich ein verhandlungsfähiges Angebot. Aber klar ist: Wir unterschreiben nicht alles! Wir werden nur einen Gehaltstarifvertrag abschließen, wenn das Ergebnis in ihrem Sinne stimmt.



Sollte auch die dritte Verhandlungsrunde nicht zu einem angemessenen Tarifabschluss führen, werden wir Sie zu weiteren Aktionen und Streiks aufrufen müssen. Aus dieser Tarifrunde 2021 kann durchaus ein Marathon werden. Das haben uns andere Tarifauseinandersetzungen (z.B. bei den Callcentern der Deutsche Bank AG) in den letzten Monaten gezeigt.

Darum ist es wichtig, dass sie sich und ihre Gewerkschaft stärken. Auch in der Bankenbranche müssen wir uns daran gewöhnen, dass angemessene Gehaltsabschlüsse nicht mehr am Verhandlungstisch, sondern nur noch mit gewerkschaftlichen Aktionen durchsetzbar sind. Wann, wenn nicht jetzt Mitglied werden?

Und beteiligen Sie sich an den Aktionen vor Ort. Ja, es klingt abgedroschen. Aber es ist die Realität: Wir können das nur gemeinsam schaffen!

Gemeinsam zeigen wir den Vorständen der Sparda-Banken, dass es uns ernst ist.  

Wir für Tarif!

Ihre Haustarifkommission Sparda-Banken (ver.di / EVG)

Unser aktuelles Flugblatt finden Sie hier

Sparda-Bank Sparda Bank Südwest: nicht mit uns!

Die Beschäftigten der Sparda Bank Südwest protestierten heute (Donnerstag, 8. Juli 2021) vor den Filialen in Saarbrücken und Mainz gegen die unverschämte Haltung der Arbeitgeber in der aktuellen Tarifrunde.

0% für zwei Jahre ist blanker Hohn und entspricht nicht der Wertschätzung der guten Arbeit der Beschäftigten.  „Wer so respektlos in die Verhandlungen geht, muss sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten sich zur Wehr setzen und gegen diese Nicht-Wertschätzung der Arbeitgeberseite protestieren“, sagt Jürgen Grandjot, Fachbereichsleiter Finanzdienstleistungen ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland.

Sollten die Arbeitgeber am 14. Juli 2021 kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, bleibt nur noch der Streik. So war die einhellige Meinung der rund 40 Protestierenden in Saarbrücken und Mainz.

Fotos: ver.di / picture alliance / Oliver Dietze

Streik bei der Sparda-Bank Hamburg

In Hamburg versammelten sich heute über 90 Beschäftigte der Sparda-Bank Hamburg vor der Zentrale am Altonaer Bahnhof zur Warnstreikkundgebung. Darüber hinaus nahmen rund 20 Beschäftigte ihr Recht auf Arbeitsniederlegung im Homeoffice wahr.

Wenig Personal, Überstunden, Samstagsarbeit und Streichung sozialer Leistungen prägten die Sparda-Bank in den vergangenen Jahren. Und nun 0,00 % für 24 Monate – so das „Angebot“ der Arbeitgeber. Das wollten die Streikenden nicht weiter bieten lassen. Daraufhin wurden, in einem vor Ort aufgebauten Impfzentrum, die Sparda-Bank-Beschäftigten gegen Vorstands-Ignoranz geimpft.

Nach einem Ratschenkonzert in Richtung des gegenüberliegenden Vorstandsbüros sprachen der Betriebsratsvorsitzende der Bank und gleichzeitiges Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission, Ulrich Brandstrup, Tom Seiler (Gewerkschaftssekretär der EVG) und Michael Börzel (der zuständige Gewerkschaftssekretär von ver.di) zu den Streikenden.

Die dritte Verhandlungsrunde findet am 14.07.2021 in Frankfurt am Main statt. In der Hoffnung, dass die Impfung bis dahin wirkt, erwarten die ver.di-Mitglieder der Sparda-Bank ein Angebot, welches nicht nur ihre Arbeit wertschätzt, sondern auch die insgesamt steigenden Lebenshaltungskosten berücksichtigt.

Fotos: ver.di/picture alliance/Axel Heimken

Sparda-Bank Stuttgart: Nichts geht mehr

In Stuttgart waren heute bei der Sparda Bank 150 Kolleg*innen im Warnstreik (70 davon im Homeoffice-Streik).

Klaus Röllecke (DZ Bank AG, Stuttgart) und Jürgen Dehn (LBBW, Stuttgart) hielten Grußworte an die Streikenden.

Klaus Röllecke: „Carl Fürstenberg hat einmal gesagt: „Als erstes im Bankgeschäft lernt man den Respekt vor Nullen.“ Als gelernter Bankkaufmann kann ich dieser These viel abgewinnen. Das Angebot von 0,00 % hingegen ist gegenüber den Mitarbeiter*innen der Sparda-Banken einfach nur respektlos – sie haben mehr verdient.“

Jürgen Dehn: „Die Probleme der Bank dürfen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten abgeladen werden. Zwei Nullrunden sind nicht akzeptabel.“

Martin Groß, (ver.di Landesleiter Baden-Württemberg) machte deutlich, dass vor dem Hintergrund steigender Inflationsraten ein deutliches Gehaltsplus für die Beschäftigten der Sparda-Bank geboten ist.

Auch der Landesfachbereichsleiter Frank Hawel richtete sich in einer Rede an die Streikenden:

„Wenn die Arbeitgeber nach der nächsten Verhandlungsrunde am 14. Juli kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen und weiterhin bei ihrer „Nullnummer“ bleiben, werden wir die Streiks bei der Sparda Bank Stuttgart ausweiten. Die Beschäftigten haben, nach allem was sie im letzten Jahr geleistet haben, einen Anspruch auf deutlich mehr Wertschätzung!“

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Foto: ver.di/picture alliance/Michael Latz

Warnstreik bei Sparda Bank Hannover eG am 6. Juli

Kunden müssen mit Beeinträchtigungen rechnen 

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ruft die 440 Beschäftigten der Sparda Bank Hannover eG für Dienstag, den 6. Juli zu einem ganztägigen Warnstreik auf. In Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen sind 15 Filialen von der Arbeitsniederlegung betroffen. 

Ab 10:00 Uhr wird eine Streikkundgebung vor der Hauptstelle der Sparda-Bank am Ernst-August-Platz in Hannover stattfinden. Am gleichen Tag wird auch bei der Sparda-Bank Baden-Württemberg gestreikt.Grund für den Warnstreik sind die schleppenden Tarifverhandlungen für die Sparda-Banken, bei der die Arbeitgeber auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot vorgelegt haben. Stattdessen fordern die Sparda-Vorstände eine Nullrunde für mindestens 24 Monate. 

Fotos: ver.di/picture alliance/Ole Spata

„Anstatt Lösungsvorschläge zu unterbreiten, nehmen die Vorstände eine einseitige und destruktive Blockadehaltung ein“, sagt hierzu der zuständige Gewerkschaftssekretär Moritz Braukmüller. 

ver.di fordert für die Beschäftigten eine Steigerung der Gehälter um 3,5 Prozent, mindestens jedoch um 120 Euro, eine Steigerung der Ausbildungsvergütung um 50 Euro und einen Anspruch auf eine Umwandlung von Gehaltsbestandteilen in Freizeit (z. B. Urlaubstage oder Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit), zudem eine Regelung zur Arbeitsplatzsicherheit. 

„Die Beschäftigten erwarten Wertschätzung für ihre erfolgreiche Arbeit. Während die Sparda-Bank Hannover genug Geld für eine Dividendenzahlung an ihre Genossen hat, sollen die Beschäftigten mit nichts abgespeist werden“, so Braukmüller weiter.

„Die Beschäftigten der Sparda-Bank haben mit dem heutigen Streik ihre Enttäuschung über die mangelnde Wertschätzung durch die Arbeitgeber ausgedrückt, sagte ver.di Bankenfachmann Jörg Reinbrecht. „Sollten die Arbeitgeber bei ihrer harten Haltung eines Nullangebots bleiben, wird es weitere Streiks geben,“ so Reinbrecht weiter.

Die dritte Verhandlungsrunde findet am 14. Juli statt. 

Fotos: ver.di/picture alliance/Ole Spata

Beschäftigte der Sparda-Banken ziehen ab Dienstag in den Streik

Nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden stehen für die Beschäftigten der Sparda-Banken die Zeichen auf Streik: Eine Woche vor der dritten Tarifrunde ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten an den ersten vier Standorten auf, in den Ausstand zu gehen, um den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen. „Wir haben bei den bisherigen Verhandlungsrunden nur Zeit verloren und null Angebote der Arbeitgeberseite erhalten. Wir sehen an dieser Stelle kein anderes Mittel als Warnstreiks, um die Arbeitgeberseite zu bewegen“, so ver.di-Verhandlungsführer Kevin Voß.

Ver.di fordert 3,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 120 Euro, 50 Euro mehr Ausbildungsvergütung, ein Recht auf Umwandlung von mehr Gehalt in mehr freie Zeit und einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Die Arbeitgeberseite legte dagegen bislang kein Angebot vor, sondern kündigte stattdessen tiefe Einschnitte an, wie etwa einen Verzicht auf Gehaltsanhebungen für mindestens zwei Jahre, ohne aber einen Kündigungsschutz in dieser Zeit zu gewähren.

„Wer so respektlos in die Verhandlungen geht, muss sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten ihr Grundrecht auf Streik wahrnehmen und sich zur Wehr setzen! Wir lassen uns das jedenfalls nicht gefallen von der Arbeitgeberseite und ziehen diese Woche in Warnstreiks,“ sagte der Gewerkschafter.


Ab Dienstag (6. Juli 2021) beginnen die Ausstände bei den Sparda-Banken Hannover und Baden-Württemberg, am Mittwoch bei der Sparda-Bank Hamburg und am Donnerstag bei der Sparda-Bank Südwest. Damit ziehen die Beschäftigten dieser Sparda-Banken als erste Bankenbeschäftigte seit dem Coronaausbruch in einen Streik. Bislang wurden lediglich die ausgegliederten Servicegesellschaften der Banken, wie etwa die DB direkt oder die ComTS, bestreikt. Gestreikt wird in den Filialen und im Homeoffice:

„Dann bleiben die Schalter zu und die Laptops und Smartphones ausgeschaltet“, so Voß. Die Streikmaßnahen sollen jeweils bis zu einem Tag lang dauern.

Die genossenschaftlich organisierten Geldinstitute der Sparda-Banken verhandeln getrennt von öffentlichen und privaten Banken. Als dritter Verhandlungstermin für die Sparda-Banken ist der 14. Juli 2021 in Frankfurt am Main vorgesehen.

Vorstände der Sparda-Banken sind sich einig

Keine Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten für mindestens 24 Monate!

Am 04. Juni fand die 2. Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Sparda-Banken in Frankfurt am Main statt. Erneut hat die Arbeitgeberseite kein Angebot vorgelegt. Im Gegenteil: Die Vorstände der Sparda-Banken fordern
eine Nullrunde bei den Gehältern für mindestens 24 Monate.

Sie begründen dieses Vorgehen mit der schwierigen Branchensituation einerseits und mit besonderen negativen Einflüssen bei einigen Sparda-Banken andererseits. Die Beschäftigten sollen durch Verzicht einen Beitrag zum
Erhalt ihrer Arbeitsplätze leisten. Auch die allgemein übliche Berücksichtigung der Inflationsratenentwicklung (2,5% Stand Mai) haben die Vorstände ausgeschlossen.

Die Beschäftigten sollen reale Einkommensverluste akzeptieren, um die wirtschaftliche Situation der Sparda-Banken zu verbessern. Obwohl die Vorstände mehrmals betonten alle Beschäftigten auf dem schwierigen Weg mitnehmen zu wollen, schlossen sie eine tarifliche Vereinbarung zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen kategorisch aus. Eine solche Regelung würde die Beschäftigten nur verunsichern.

Die Arbeitgebervertreter betonten ausdrücklich, dass es sich um eine gemeinsame Verhandlungsposition aller Vorstände aller Sparda-Banken handelt. Unser Verhandlungsteam sieht in dem Vorgehen der Arbeitgebervertreter den Versuch das Scheitern bzw. den Abbruch der Tarifverhandlungen herbeizuführen. Wir gehen noch weiter: Möglicherweise suchen die Sparda-Banken einen Weg aus der Tarifbindung mit der Tarifgemeinschaft ver.di / EVG insgesamt. Anders lässt sich dieses ignorante Verhalten der Arbeitgebervertreter kaum erklären.

Anstatt Lösungsvorschläge zu unterbreiten, nehmen die Vorstände eine einseitige und destruktive Blockadehaltung ein. Die berechtigen Bedürfnisse der Beschäftigten hatten in keinen der beiden bisherigen Verhandlungsrunden eine Daseinsberechtigung. „Man wolle auf keinen Fall über Gehaltsanhebungen sprechen.“ Äußere Einflüsse spielen in Tarifverhandlungen selbstverständlich eine Rolle: die Branchensituation ist eine große Herausforderung für alle handelnden Akteure.

Es ist aber inakzeptabel, dass die Beschäftigten für den Zustand einiger Sparda-Banken in Haft genommen werden, den sie nicht verursacht haben. Wir glauben nicht daran, dass ein tariflich vereinbarter Kündigungsschutz
zur Beunruhigung bei den Kolleginnen und Kollegen führt. Gerade weil eine solche Regelung Sicherheit gibt, hat diese Forderung über eine Beschäftigtenbefragung Eingang in den Forderungskatalog gefunden. Eine angemessene und an der Inflationsrate orientierte jährliche Gehaltsentwicklung muss sein. Denn die Lebenshaltungskosten steigen schließlich auch.

Der nächste Verhandlungstermin ist für den 14. Juli vereinbart. Ob wir an diesem Termin einer Lösung näherkommen, hängt davon ab, ob die Arbeitgebervertreter ihre Blockade aufgeben und ein verhandlungsfähiges
Angebot vorlegen.

Gemeinsam zeigen wir den Vorständen der Sparda-Banken, dass es uns ernst ist.
Wir für Tarif!

Hier gibt es diese Tarifinfo auch als Flugblatt zum Herunterladen und verteilen

Arbeitgeber bieten 0 Prozent für 24 Monate!

Zum Verhandlungsauftakt in der Tarifrunde bei den Sparda-Banken zeigt sich ver.di enttäuscht.

Am 27. April starteten die Tarifverhandlungen für die rund 5.800 Beschäftigten der Sparda-Banken. In dem ca. dreistündigen Gespräch stellte unser Verhandlungsteam zunächst die Forderungen vor:

  • Steigerung der Gehälter um 3,5%, mindestens jedoch um 120 Euro
  • Steigerung der Ausbildungsvergütung um 50 Euro
  • Anspruch auf eine Umwandlung von Gehaltsbestandteilen in Zeit (z.B. freie Tage oder weniger Stunden)
  • Regelung zur Arbeitsplatzsicherheit

Zur Begründung der Gehaltsforderung haben wir insbesondere auf die für 2021 und 2022 prognostizierten Preissteigerungen von 1,7 – 2,1 % verwiesen. Hinzu kommt die zu erwartende positive Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität. Hier gehen die Prognosen von 2,1 % und mehr aus. Die geforderte Steigerung Ihrer Gehälter um 3,5% ist in diesem Zusammenhang sehr moderat und daher absolut angemessen.

Die Arbeitgebervertreter zeichneten ein sehr düsteres Bild der wirtschaftlichen Situation der gesamten Sparda-Gruppe. Die anwesenden Vorstände der Sparda-Banken forderten analog 2019 erneut eine Nullrunde (diesmal für 24 Monate) ein, um diese Situation zu meistern. Wieder einmal starten die Sparda-Banken damit den Versuch, die Probleme der Banken durch die Beschäftigten bezahlen zu lassen. Auch das Thema Arbeitsplatzsicherheit wurde durch die Arbeitgebervertreter zurückgewiesen. Einzig zu einer Regelung zur Umwandlungsmöglichkeit von Gehaltsbestandteilen in Zeit besteht Gesprächsbereitschaft.

Gerne hätten wir Ihnen von einem konstruktiven Verhandlungsauftakt berichtet. Diesen gab es aber nicht. Fest steht nur eines: Ohne das Engagement möglichst vieler Beschäftigter werden wir kein wertschätzendes Tarifergebnis erreichen können. Das schaffen wir nur gemeinsam!

Diese Tarifinfos gibt es hier als PDF, gerne zum Weiterverteilen an die Kolleginnen und Kollegen vor Ort.